Sanssouci: Vorschlag
■ Weltbeat aus Piemont – Mau Mau in Berlin
Transeurope, das Sommerfestival Freier Künstlergruppen, bringt dieses Jahr gleich mehrere Formationen nach Berlin, die ihre Wurzeln in der Straßenmusik haben. Neben den Weltschmerzbummlern „Il Gran Teatro Amaro“ und „Les Edmonds“ aus Marseille, sind erstmalig auch die Stilscharlatane „Mau Mau“ aus Genua vier Tage lang zu Gast.
Die sieben Musiker – bis auf den Kameruner Sänger und Percussionisten Nsonghi Taté alle aus Piemont – nennen sich selbst einen „akustischen Stamm“. Die Bezeichnung Mau Mau ist der Turiner Umgangssprache entlehnt und ein immer noch gebräuchlicher Begriff für Landstreicher, Roma oder nordafrikanische Immigranten – Bevölkerungsgruppen, denen sich die Bandmitglieder selbst zurechnen.
Der Name ist also Programm und gibt die inhaltliche Ausrichtung der Gruppe vor, die Songs handeln von Migration, Rassismus, den Abgründen am Rande moderner Großstädte oder der kosmetisch behandelten Wirklichkeit im Fernsehen. Gesungen wird in piemontesischem Dialekt, einer klangreichen Kreuzung aus Französisch und Italienisch. Leadvokalist Luca Morino prescht voran, ein vielkehliger, harmoniereicher Chor folgt und begleitet ihn. Die mediterrane Musik schließt norditalienische Folklore, Tango, Musette, aber auch arabische, andalusische, rockige und jazzige Elemente ein und ist ohne jegliche elektrische Verstärkung und technische Effekthascherei immer noch ziemlich heftig. Eine Verwandtschaft mit Bands wie Les Négresses Vertes ist nicht zu leugnen, Akkordeon, akustische Gitarre und Percussion stehen neben dem Gesang im Vordergrund.
In Norditalien ist Mau Mau inzwischen zum Publikumsrenner avanciert, nicht zuletzt deshalb, weil die Einbeziehung der ZuhörerInnen ein wesentlicher Bestandteil ihrer Live-Performance ist. Dabei spielt die vielseitige Rhythmik der Sieben eine große Rolle: Neben Percussioninstrumenten wie Castagnetten, Schellen und Djembe werden sämtliche verfügbaren Extremitäten mit Fußstampfen, Springen und Händeklatschen beschäftigt. Geige, Trompete und selten auch Saxophon oder Pfeiftöne setzen zusätzliche Akzente auf die Ohrwurm-Melodien. Anna-Bianca Krause
Mau Mau: Heute und morgen um 20.30 und am 17.7. um 19Uhr auf dem Pariser Platz, sowie am 18.Juli um 20.30Uhr im Tacheles, Oranienburger Straße
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