: “Revolutionäres“ von Claus Jäger
■ Lemke-Schulte und Fücks freuen sich über neues Innenstadtkonzept des Wirtschaftssenators
Claus Jäger (FDP) hat einen neuen Fanclub: „Toll, Herr Jäger. Weiter so!“ tönt es dem Wirtschaftssenator entgegen. Und das von völlig unerwarteter Seite. In einer gemeinsamen Pressekonferenz lobten gestern Umwelt- und Stadtentwicklungssenator Ralf Fücks, Bausenatorin Eva-Maria Lemke- Schulte und ihr Staatsrat Jürgen Lüthge das neue Innenstadtkonzept von Claus Jäger. Die meisten Ideen im Konzept seien schon längst Planungsstand der Ressorts Bau und Stadtentwicklung, gerade deshalb seien sie hochentzückt über die Unterstützung.
Noch liegt das Jägersche 70-Seiten-Papier den anderen Ressorts nicht vor, doch was bislang via Medien durchgesickert ist, das versetzt alle InnenstadtplanerInnen „in Verblüffung“, so Fücks. Denn: Noch bis zum Frühjahr hatte das Wirtschaftsressort mit Zähnen und Klauen dafür gekämpft, die Straßenbahnlinien zwei und drei zwischen Brill und St-Jürgen-Straße unter die Erde zu verlegen. Das Milliardenprojekt scheint jetzt ad acta gelegt zu sein. Stattdessen soll nach den Vorstellungen Jägers die Straßenbahn über den Altenwall in die Martinistraße verlegt werden. Die wäre damit verkehrberuhigt, die Obernstraße könnte zur Flaniermeile werden und Innenstadt könnte sich in Richtung Weser ausdehnen.
Noch begeisterter ist man in den Häusern Bau und Umwelt nur über eines: In den Informationen aus dem Wirtschaftsressort spielen die Altstadtparkhäuser „Brill“, „Mitte“ und „Katharina“ keine Rolle mehr. Das Wirtschaftsressort scheine die Vorstellungen von einer vom Individualverkehr beruhigten Innenstadt übernommen zu haben. Eva-Maria Lemke-Schulte: „Ich bin begeistert.“ Und ihr Kollege Fücks: „Das ist das Revolutionärste“.
Wirklich neu am Jäger-Papier sei allein die Idee, die Mühle Am Wall als Backstube zu nutzen und zwei weitere Brücken über den Wallgraben zu schlagen. Auch damit erntet der Wirtschaftssenator nichts als Zustimmung.
Selbst die Art und Weise, mit der der Wirtschaftssenator ohne Abstimmung mit anderen Ressorts in die Öffentlichkeit gegangen ist, führte in diesem Fall ausnahmsweise nicht zum Dissens. Fücks:„Ein altes liberales Motto: Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Nur auf eines warten Fücks und Lemke-Schulte noch, das ist das Finanzierungskonzept. Die Bausenatorin: „Da sind wir sehr gespannt.“ Jochen Grabler
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