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Antirassismus und Feminismus im Clinch

■ Fünfmonatiger Streit um Vorsitz im AStA der FU mit Kampfabstimmung beendet

An der Freien Universität machen sich die studentischen Vertreter von Ausländer- und Frauenpolitik gegenseitig das Leben schwer. Die sogenannten Fachschaftslisten boykottieren die Mitarbeit im AStA, dem Allgemeinen Studentenausschuß, weil mit dem Deutschamerikaner Michael Pannwitz ein Mann zum Vorsitzenden gewählt wurde. Die FachschaftlerInnen wollten eine Frau als Vorsitzende.

„Wir waren jahrelang gut genug für den zweiten Posten“, sagte der zum alten AStA gehörende Kurde Siamend Hajo zur taz. Ein Ausländer auf dem Vorsitz solle als ein Zeichen gegen den wiedererstarkenden Rassismus verstanden werden. Seine Wahl im Studentenparlament beendete am späten Dienstag Koalitionsverhandlungen, die sich über fünf Monate gezogen hatten. FU-AStA und Studentenparlament sind die politische Vertretung rund 60.000 Studierender; sie verwalten einen Etat von rund 1,4 Millionen Mark.

Um inhaltliche Differenzen ging es beim Streit um den AStA- Vorsitz angeblich nicht. Antirassistische und antisexistische Studentenpolitik sehen die Linken von Alternativer bis Fachschaftsliste als Themenschwerpunkte. „Der Konflikt ist nicht vermittelbar“, meint denn auch Sabine Tietjen von den FachschaftlerInnen. Offenbar spielte die vermutete Signalwirkung, die vom Vorsitz ausgeht, die größte Rolle. Eine nichtdeutsche Frau als Kompromißkandidatin war nicht zu finden. Als eine Koalition von AL, Regenbogen, Antifa und AusländerInnen Michael Pannwitz wählte, zogen die VertreterInnen der Fachschaftslisten aus. Ihnen wurden Referate im AStA freigehalten. Ob sie mitarbeiten, stehe noch offen, meinte Sabine Tietjen zur taz.

Dennoch hat die FU seit dieser Woche ihren neuen AStA. Vorstand, Hochschul- und das Kulturreferat sind wieder besetzt. Ein Kandidat der Studentischen Presseagentur betreibt Öffentlichkeitsarbeit; auch die autonomen Referate für AusländerInnen, Frauen/ Lesben und Schwule arbeiten. Der neue AStA-Vorsitzende Pannwitz, dem Paß nach US-Amerikaner, sieht als Schwerpunktthemen militärische Einsätze der Bundeswehr, die Verhinderung des Berliner Hochschulstrukturplans sowie den Kampf gegen Rassismus. cif

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