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Isetta, Amphicar und Imme R 100

■ An der Bundesstraße 6 zwischen Bremen und Nienburg parken Karosserien mit Charakter

Isetta, Amphicar und Imme R 100

An der Bundesstraße 6 zwischen Bremen und Nienburg parken Karosserien mit Charakter

„Das Auto hat eine Zukunft, aber nicht mit diesem Antrieb.“ Joachim Pett (44) strahlt, als er diesen Satz sagt, den unerschütterlichen Glauben an die Technik aus, die heute nur noch Ingenieuren eigen ist. Pett denkt bei der Zukunft des Autos vor allem an elektrische Energie und Batterien, die eine größere Reichweite haben als 100 Kilometer. „Da ist in den letzten Jahren in der Forschung so gut wie nichts entwickelt worden“, sagt er. Was aber nicht heißt, daß solche Sachen nicht möglich wären. Natürlich müßte die nötige Energie sanft gewonnen werden.

Sanft geht es, energiepolitisch gesehen, auch bei den Modellen in Petts Asendorfer Automobilmuseum zu, denn sie fahren (fast) alle nicht mehr. Seit den 70ern sammelt der Ingenieur alte Autos, schleppt sie in seine Werkstatt, macht sie technisch wieder flott und: stellt sie aus. Fahren sollen sie gar nicht: „Wenn man sie wieder fahrtüchtig macht, dann wollen sie auch bewegt werden“, erklärt Pett.

Hauptberuflich ist der Autosammler Ingenieur für Schiffbau und Schiffbetriebstechnik. U.a. hat er für Greenpeace die Rainbow Warrior hergerichtet. In seinem Hobby verbindet er technisches Interesse mit der Vorliebe für Innovationen. „Mich interessieren vor allem neue Entwicklungen“, erzählt er. In diesem Sinne sind die Modelle der heutigen Zeit wenig oldtimerverdächtig. „Alles läuft auf aerodynamisch angepaßte Karosserieformen hinaus.“ Da lobt er doch den Entwickler Carl Borgward, wenngleich der auch betriebswirtschaftlich ein paar PS mehr hätte haben können. Oder die fast schon legendäre Entwicklung eines Karmann Ghia, „fast schon ein Klassiker, und noch wertvoller als Coupe“, sagt der Sammler. Das letzte Auto, daß laut Pett dereinst in den Himmel der Oldtimer auffahren wird, ist der Ro 80 von NSU. „Das war eine Revolution auf dem Automarkt, die Karosserie, der Wankelmotor, das halbautomatische Dreigang- Getriebe: so viel Experimentierfreude findet man heute nicht mehr auf dem Markt.“ Der Grund ist klar: Der Ro 80 war die letzte Entwicklung von NSU vor der Pleite.

Entsprechend den Vorlieben für das Ausgefallene des Sammlers Pett ist das Museum sortiert. Natürlich gibt's dort einige Bremer Autos, etwa den Hansa 1100 mit vier-Takt-Boxer-Motor (“außer Porsche hatte keiner einen Boxer-Motor“) oder einen waschechten Hansa 1500, das erste Ponton-Auto mit den auf Linie gebrachten Kotflügeln. „Das war wirklich etwas Neues“, erzählt Pett, „die meisten Autos aus der Nachkriegszeit liegen noch auf der Entwicklungsstufe des Vorkrieges.“ Belegen kann der Sammler die These mit einem Opel Olympia aus dem Jahr 1949.

Völlig abgedreht ist die Entwicklung Amphicar. Mit diesem Auto konnte man tatsächlich, so sahen es die Konstrukteure jedenfalls vor, vom Strand ins Wasser düsen. 115 Spitze auf Straße, 15 km/h im Wasser. 2.500 Stück sind davon zwischen 1961 und 1963 gebaut worden, durchgesetzt hat sich das nicht, womöglich wegen fehlerhafter Türdichtungen?.

Natürlich fehlt auch nicht die obligatorische Isetta, im Asendorfer Automuseum als 1960er Modell zu bewundern. Satte 12 PS hat der Viertakt-Einzylinder- Motor geleistet, bei einem respektablen Verbrauch von 5,5 Litern Sprit auf 100 km. BMW hat dieses Auto übrigens nur gebaut, die Karosserie kam in Lizenz aus Italien, der Motor aus der R 25 von BMW, einem Motorrad, für das man nur wenig Glück braucht, um ihm heute noch auf der Straße zu begegnen.

Womit wir beim Thema Motorräder wären, das in Asendorf weniger Platz, aber durchaus nicht weniger Beachtung findet als die vierrädrige Konkurrenz. Denn mehr noch als Autos haben sich Motorräder als Forschungsfeld für freilebende Bastler auf grauer Asphaltbahn erwiesen. Einer davon war Norbert Riedel aus Immenstadt im Allgäu. Der hat nach dem Krieg ein Motorrad konstruiert mit einseitiger Vordergabel, einseitig aufgehängtem Hinterrad und schwingendem Auspuff. Die Batterie war eine Spezialanfertigung, die dem Krümmungsradius des Rahmens angepaßt wurde. Das ganze hieß Imme R 100 und steht natürlich bei Joachim Pett im Museum. mad

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