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Senat hält an Eisenbahntunnel fest

■ Senatskanzlei warnt vor Wirrwarr durch Wissmann

Die Überprüfung der Berliner Eisenbahnplanung durch die Bundesbahn und Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) stößt in Senatsverwaltungen und im Senat auf Unverständnis. „Alle Alternativen sind ausdiskutiert“, sagte Senatssprecher Eduard Heußen der taz, es gebe keine neuen Sachargumente. Eine Überprüfung der zwischen Bonn und Berlin getroffenen Entscheidung, unter dem Tiergarten einen Eisenbahntunnel zu bauen (die taz berichtete), würde „großes Wirrwarr“ verursachen, zusätzlich Zeit und Geld kosten und Nachbarprojekte gefährden.

Das „alternative Verkehrskonzept“ eines Darmstädter Architekturbüros, das derzeit im Bundesverkehrsministerium und bei der Bundesbahn auf seine Leistungsfähigkeit geprüft wird, „nehmen wir nicht ernst“, sagte Karl Hennig, Referent von Verkehrssenator Herwig Haase (CDU). Das Bundeskabinett habe genau vor einem Jahr dem Bundesverkehrswegeplan, in dem der Eisenbahntunnel enthalten ist, zugestimmt. Die Verwaltung sei kurz davor, für den Tunnel das Planfeststellungsverfahren einzuleiten.

Die Bauverwaltung wartet ab, was die Prüfung durch Bahn und Ministerium ergibt, berichtete Sprecher Frank Krips. Wenn Minister Wissmann mit entsprechenden Ergebnissen an Berlin herantreten sollte, „müssen wir uns damit auseinandersetzen“. Die Planungen gingen jedenfalls ungestört weiter.

Das Darmstädter Architektenbüro betonte dagegen, daß sein „alternatives Verkehrskonzept Neuer Lehrter Bahnhof“ genauso leistungsfähig sei wie das offizielle „Pilzkonzept“ von Senat, Bund und Bahn. „Wir haben die Kapazitäten ganz genau durchgerechnet“, sagte Ingenieur und Verkehrsplaner Rainer Otto der taz auf Anfrage, „auf den Eisenbahntunnel kann verzichtet werden“. Die Darmstädter halten ebenfalls den Straßentunnel für verzichtbar. Dadurch seien Einsparungen in Milliardenhöhe möglich, auch könne das Regierungsviertel ohne die unterirdischen Bauwerke schneller gebaut werden. Dirk Wildt

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