Don't ask, don't tell

■ Homosexuelle sollen in der US-Armee dienen dürfen - wenn sie niemandem ihre sexuellen Präferenzen verraten

Washington (wps/taz) – Verstecken! Marsch! Schwule und Lesben dürfen im US-amerikanischen Militär dienen – wenn sie nicht verraten, daß sie schwul oder lesbisch sind. So etwa wird der „Kompromiß“ aussehen, den Präsident Bill Clinton in diesen Tagen vorlegen will. Am Donnerstag abend hatte Verteidigungsminister Les Aspin seinem Chef einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Clinton sollte damit gestern an die amerikanische Öffentlichkeit gehen, kündigten Beamte des Weißen Hauses an – und zweifelten bald selbst daran. Denn der Präsident habe die Vorlage Aspins zwar in Grundzügen akzeptiert, aber darum gebeten, noch etwas daran zu feilen. Die Beamten des Verteidigungsministeriums und des Weißen Hauses, die in den vergangenen Wochen an der Vorlage gearbeitet hatten, hätten noch am Donnerstag in einer elfstündigen Marathonsitzung versucht, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.

Clinton mache sich um die praktischen Konsequenzen einer solchen Entscheidung Sorge, hieß es. Zum Beispiel darüber, unter welchen Umständen „homosexuelles Verhalten“ von Militärangehörigen überprüft werden sollte. Auch Justizministerin Janet Reno merkte früh kritisch an, daß der Vorschlag des Verteidigungsministers wohl kaum vor Gericht zu vertreten sein würde. Das Prinzip don't ask, dont tell – „Nicht fragen und nichts sagen“ – würde zwar die beim Eintritt in die Armee bislang übliche Überprüfung der sexuellen Orientierung der hoffnungsvollen RekrutInnen abschaffen. Zugleich aber dürften sie weder privat noch in der Öffentlichkeit zu erkennen geben, daß sie lieber Männer statt Frauen oder Frauen statt Männer lieben, so die Kritiker.

Wie immer die endgültige Formel aussehen wird, auf die sich Clinton schließlich einläßt: Sie fällt ganz gewiß weit hinter den Versprechen zurück, die er der amerikanischen gay community vor seinem Amtsantritt im Januar gemacht hatte: Homosexuelle würden ohne Wenn und Aber in der US-amerikanischen Armee dienen dürfen. Doch er hatte nicht mit den heftigen Reaktionen im Militär gerechnet, das seine Mannhaftigkeit und damit Verteidigungskraft in höchster Gefahr wähnt. Und ohne seine Zustimmung wird Clinton seinen Beschluß im Kongreß nicht durchsetzen können.

Dennoch preisen Regierungsbeamte den geplanten Vorschlag als einen Fortschritt. Wenigstens würde niemand mehr nur deshalb aus dem Militär entlassen werden können, weil bekannt würde, daß er oder sie schwul oder lesbisch sei. Niemand dürfe mehr überprüft werden, weil sie oder er in einer Schwulenbar angetroffen worden sei. Wenn dieselbe Person allerdings ihren Freunden erzähle, daß sie homosexuell sei – dann müsse sie mit einer Untersuchung rechnen. Weghören! Marsch! lie