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Schotte brach Stundenweltrekord

■ Graeme Obree, ein arbeitsloser Radamateur, übertraf Francesco Mosers neun Jahre alte Marke um 445 Meter

Hamar (taz/dpa) – Alle Großen haben es probiert, alle Großen haben sich ihre Zähne daran ausgebissen – Fausto Coppi, Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Greg Lemond. Und dann kommt ein Arbeitsloser, einer ohne Namen, ein Schotte noch dazuhin, und macht ihnen allen vor, wie es geht: Graeme Obree düpierte die Stars. Der 27jährige Radamateur brach auf der Hallenpiste von Hamar (Norwegen) den Stundenweltrekord, der immerhin zu einem der großen Zielen eines jeden ambitionierten Pedaleurs zählt.

Obree strampelte 51,596 Kilometer und packte damit 445 Meter auf den legendären Stundenweltrekord des Italieners Francesco Moser, der vom 23. Januar 1984 datiert und den dieser auf der Höhenbahn von Mexiko-Stadt aufgestellt hatte.

Kommentar des inzwischen 42jährigen Moser: „Mein Kompliment!“ Bereits tags zuvor hatte der Schotte mit 50,690 Kilometern den Rekord nur knapp verpaßt. Am letzten Wochenende gar hatte der Mann aus Glasgow im Training bereits 51,525 Kilometer runtergespult. Doch es war keiner da, der offiziell die Zeit genommen hätte.

Obree überraschte die Fachwelt in jeder Hinsicht, so auch mit seinem Material. Der Schotte benutzte eine Eigenkonstruktion, die eine höchst aerodymische Haltung erlaubt, ganz wie bei der Eiform- Hocke im Ski-Abfahrtslauf. Der 27jährige fuhr den Rekord mit einer Übersetzung von 52 x 12, also pro Tritt mit 9,25 Metern, und war von Kilometer fünf an in der Marschtabelle stets besser als seinerzeit Moser.

Im Mai hatte Obree Chris Boardman, dem Verfolgungs- Olympiasieger, in London den britischen Stundenrekord entrissen. Jetzt stahl er seinem Landsmann ein zweites Mal die Show. Boardman wollte am 21. Juli, wenn die Tour-Karawane in Bordeaux weilt, den neun Jahre alten Rekord Mosers angreifen.

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