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„Wir konnten nichts dagegen machen“

■ Die Bewohner der ländlichen Kommune Nutwood in Illinois versuchten mit dem Mut der Verzweiflung, die Flut abzuwehren — und mußten kapitulieren

Eine Woche lang hatte Bob Branham, verantwortlich für die Entwässerungspumpe von Nutwood im Bundesstaat Illinois, mit Schwimmweste geschlafen — bereit für den Moment, an dem der Illinois River aus seinem Flußbett ausbrechen würde. Als dann am Sonntag der außer Rand und Band geratene Fluß den eilig errichteten Damm zerschlug, machte er in wenigen Minuten die Plackerei von Hunderten von Einwohnern, Freiwilligen, Nationalgardisten und Gefängnisinsassen zunichte.

Während der vergangenen zwei Wochen hatten sie, zum Teil in 18-Stunden-Schichten, versucht, die kleine ländliche Gemeinde und die agrarische Nutzfläche zwischen Ort und Fluß vor den Fluten zu retten, indem sie eine sieben Meter hohe Barriere aus Sandsäcken auf die schon fünf Meter hohe Sand- und Schlammschicht am Ufer türmten. „So etwas habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen“, erklärte der 65jährige Branham, dessen Haus unmittelbar am Ufer des Illinois steht. „Wir hatten uns so angestrengt, aber diese Flut konnte keiner aufhalten.“

Nutwood liegt nördlich von St. Louis, knapp oberhalb der Stelle, wo neuerdings die Flüsse Mississippi und Missouri zusammenfließen. Der Illinois, ein Nebenfluß des Mississippi, hatte schon am Wochenende einen Rekordpegel erreicht. Am Sonntag nachmittag schwappten dann dunkelgrüne und schlammbraune Wassermassen über den Wall der Hoffnung und überspülten 11.200 Morgen Land in Flußnähe. Für die Einwohner der kleinen Kommune und ihre hilfsbereiten Nachbarn, die verzweifelt versucht hatten, den Damm zu stabilisieren, war der Sonntag ein Tag großer Enttäuschung. „Es ist einfach nur traurig“, sagte Eric Gettings, 24, verdreckt, verschwitzt und ermattet von der Schinderei der letzten zwölf Tage, an denen er mit dem Mut der Verzweiflung Sandsäcke gefüllt und gestapelt hat. „Wir hätten es schaffen können, wenn das Wasser auf dem Stand von gestern geblieben wär'. Aber es stieg immer höher. Wir konnten nichts dagegen machen.“

Die Farmer denken nicht daran, ihr Land zu verlassen

Gettings Bruder Brett mußte zusehen, wie die schlammige Brühe sein Haus und mindestens 1.200 Morgen nahezu reifen Getreides und Soyabohnen unter Wasser setzte. Der Boden um Nutwood gehört zu dem fruchbarsten weit und breit. Und Farmer Gettings durfte in diesem Jahr auf eine gute Ernte hoffen. Jetzt bieten die Spitzen der dunkelgrünen Halme, gut einen halben Meter über der Wasseroberfläche, ein eher trauriges Bild. „Stellen Sie sich mal vor, Sie haben ein ganzes Jahr gearbeitet, und dann fällt die Ernte aus. Und dann stellen Sie sich noch vor, Sie hätten den Gewinn schon zur Hälfte ausgegeben...“

Gettings schätzt, daß es Monate dauern wird, bevor er sein Haus wieder beziehen kann. Seine größte Sorge jedoch ist, daß seine Felder nicht trocknen und er im nächsten Jahr nicht pflanzen kann. Aber Gettings und seine Farmerkollegen in der Region sagen, daß sie nicht im Traum daran denken, ihren fruchtbaren Flecken Erde zu verlassen. „Ich liebe dieses Land, so der 41jährige Landwirt Joe Czaia, der ein Areal südlich von Nutwood beackert, das seit zwei Wochen unter Wasser steht. „Dieses Land gehörte meiner Familie seit 1887.“ Elizabeth Shogren (wps),

Nutwood, Illinois

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