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Ureinwohner entäuscht

■ Heftige Kritik am UN-Sonderjahr

Genf (epd) – „Tief enttäuscht“ über den bisherigen Verlauf des von der UNO ausgerufenen Jahres der eingeborenen Völker haben sich Vertreter der Urvölker in Genf geäußert. „Dieses Jahr ist ein leeres Jahr“, sagte gestern das Oberhaupt der Cree-Indianer Kanadas, Chief Ted Moses. So sei das Thema Partnerschaft zwischen Urvölkern und Regierungen eine reine Worthülse geblieben. Auch die Vorsitzende der UN-Arbeitsgruppe für eingeborene Völker, Erika-Irene Daes, klagte über eine „völlig unzureichende Unterstützung durch Regierungen“. Noch nie sei ein Sonderjahr der UNO so wenig finanziell und personell unterstützt worden, rügte sie bei der Eröffnung der elften Sitzungsperiode der Arbeitsgruppe.

Die Erwartungen, daß es konkrete Projekte für die Urvölker geben werde, hätten sich nicht erfüllt, sagte Daes. Das bisher gespendete Geld reiche noch nicht einmal für die Herausgabe eines Buches, in dem die Probleme und Forderungen der Urvölker beschrieben werden sollen. Daes forderte UNO und Regierungen zu mehr Unterstützung auf. Gerade in einer Zeit des allmählichen Wandels im Verhältnis von Urvölkern und Regierungen sei die Tatenlosigkeit der UNO gefährlich. Bei der zweiwöchigen Sitzung der Arbeitsgruppe wollen die 700 Delegierten von indigenen Völkern aus über 100 Regionen der Welt und von 60 Regierungen den Entwurf einer UNO- Erklärung über die Rechte der Urvölker verabschieden.

Ein weiteres Hauptthema soll zudem ein jüngst gestartetes „Menschliches Gen-Projekt“ werden, bei dem angeblich Gen-Proben von Urvölkern ohne deren Wissen gesammelt werden. Ziel des Projekts sei es, das Erbgut der Urvölker zu bewahren, „bevor sie verschwinden“, erklärte Erika- Irene Daes. Sie sprach von Experimenten an Menschen, Urvölker würden gesammelt wie „seltene Schmetterlinge“. Für dieses Experiment werde weit mehr Geld ausgegeben, als für das UNO-Jahr für die eingeborenen Völker.

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