■ Wird eine Lanze für das Schlachtvieh gebrochen?: Tierquälerei auf Europas Straßen
Brüssel (AP/AFP/taz) – Dem Schlachtvieh wird europaweit übel mitgespielt. Ein Gesetz, das die noch lebendigen Tiere bei ihrem innereuropäischen Transport schützt, gibt es bislang noch nicht. Der Bonner Landwirtschaftsminister Jochen Borchert hat zu Beginn dieser Woche die EG-Vorschläge für stärkere Tierschutzbestimmungen beim Transport von Lebendvieh innerhalb der Europäischen Gemeinschaft als völlig unzureichend abgelehnt. Mit der Einführung von Zwangspausen für Tränkung und Fütterung der Tiere sei es bei weitem nicht getan. Borchert versuchte mit seinem Vorschlag, die Gesamttransportzeit auf maximal 12 bis 14 Stunden zu beschränken, eine Lanze für den Schutz des Schlachtviehs zu brechen. Gerade in der Bundesrepublik als Transitland sind immer wieder gravierende Verstöße gegen den Tierschutz aufgedeckt worden. Der deutsche Bauernverband versuchte sogar noch eindringlicher, der Tierquälerei auf den Autobahnen ein Ende zu bereiten; die Forderung nach einem maximalen Transport von sechs Stunden hat nach Borcherts Ansicht kaum eine Chance, EG-weit durchgesetzt zu werden.
Zur Zeit kassieren die Händler für den Export lebender Tiere in Staaten außerhalb der EG mehr Geld als beim Export von Fleisch. Die Ausfuhrerstattung von Lebendvieh dürfte maximal genauso hoch sein wie die für geschlachtete Tiere, forderte Borchert. Ferner schlug der Minister vor, die Ausfuhrerstattungen in Länder außerhalb der Europäischen Gemeinschaft davon abhängig zu machen, in welchem Zustand die Tiere ihren Bestimmungsort erreichten. Nur so sei für den Exporteur der Anreiz gegeben, die Tiere ordentlich zu verfrachten.
Bis zur nächsten Agrarratssitzung im September will die EG- Ratspräsidentschaft die Vorschläge in die Diskussion aufnehmen.
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