: Bundeswehr-Verband unterwegs nach Somalia
■ Voraustrupp eingetroffen / 200 Soldaten machen in Dschibuti Station, weil der Frachter Verspätung hat / Schüsse in Mogadischu / Kritik von Entwicklungshelfern
Bonn/Mogadischu (AP/AFP/ dpa/epd) – Das erste Hauptkontingent der Bundeswehr aus 250 Soldaten ist auf dem Weg nach Somalia. Eine Gruppe von 50 Mann, die am Dienstag abend abgeflogen war, landete gestern nachmittag in Mogadischu. Weitere 200 Soldaten landeten dagegen nicht in Somalia, sondern machten Zwischenstation im Nachbarstaat Dschibuti, weil Fahrzeuge und Material nicht pünktlich in Mogadischu angekommen waren.
Wie das Verteidigungsministerium in Bonn mitteilte, hatte sich die Ankunft des Frachters mit der Ausrüstung wegen schlechten Wetters verzögert. Voraussichtlich werde eine Übernachtung in Dschibuti nötig werden. Sobald das Material eingetroffen ist, wollen die Deutschen nach Belet Huen aufbrechen. Geschützt wird die Marschkolonne voraussichtlich von italienischen UNO-Soldaten. Drei weitere Gruppen sollen in Abständen von jeweils etwa einer Woche parallel zu weiteren Schiffstransporten folgen.
Die UN-Truppen in Somalia sind unterdessen gestern erneut von mutmaßlichen Anhängern des Clanchefs Mohamed Farah Aidid angegriffen worden. Wie UN-Militärsprecherin Leann Swieczkowski mitteilte, wurden während der Nacht und am Morgen mehrere Granaten auf die UN-Soldaten abgeschossen. Ferner hätten neun bewaffnete Somalier unter anderem mit einem Maschinengewehr das Feuer eröffnet. Etwa 2.000 Menschen beteiligten sich an einer Demonstration gegen die Politik der UNO in Somalia. Dabei gab es auch Sprechchöre gegen die deutschen Soldaten. Ein Sprecher von Aidids Somalischer Nationaler Allianz (SNA) warnte die Bundesrepublik davor, „in den rücksichtslosen und brutalen Krieg der Amerikaner hineingezogen zu werden“. Die SNA rief die Deutschen auf, sich an ihre „humanitäre und unparteiische Mission“ zu halten.
Bei einem Besuch beim Bundeswehr-Territorialkommando Ost hat sich Bundeskanzler Kohl gestern erneut für Einsätze der Bundeswehr außerhalb des NATO-Gebietes ausgesprochen. Die UNO erwarte „vom wiedervereinigten Deutschland jetzt zu Recht eine uneingeschränkte Mitwirkung an Aufgaben und Einsätzen der Vereinten Nationen“, sagte Kohl in Potsdam.
Scharfe Kritik am Somalia-Einsatz der Bundeswehr hat die Vereinigung ehemaliger Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer („Vehement“) geübt. Die Bundesregierung stelle sich damit auf die Seite derjenigen Industrienationen, „die mit militärischen Interventionen die Vormachtstellung des Westens festschreiben wollen“, heißt es in einem offenen Brief an Außenminister Kinkel.
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