: Der Verrat des Klaus Steinmetz
■ Brisante Stellungnahme der Verteidigung Birgit Hogefelds zum V-Mann Klaus und zur Vorgeschichte der Verhaftung
Berlin (taz) – Die in Bad Kleinen festgenommene Birgit Hogefeld hat mit einer Stellungnahme ihrer Verteidigung alle Zweifel über die Identität des sogenannten dritten Mannes ausgeräumt. „Klaus Steinmetz ist ein Polizeispitzel“, heißt es in der Erklärung. „Er hat die Geheimdienste auf unsere Spur gebracht und damit den Einsatz dieser Killertruppe in Bad Kleinen möglich gemacht.“
Die Erklärung wendet sich nicht zuletzt an diejenigen, die seinerzeit, als der Kontakt mit ihm zustandekam, für ihn „die Hand ins Feuer legen“ wollten. In ihr wird vermutet, daß es noch mehr „Geheimdienstspitzel (gibt), die in linken Zusammenhängen Fuß fassen konnten“, nach den Gründen „der schlimmen Fehleinschätzung über Klaus Steinmetz“ gefragt und schließlich gefordert, Fehler „aufzuarbeiten und öffentlich zu machen“. An die Adresse derjenigen, die ihn „noch am 9.7.93 in einem Infoladen-Flugblatt vor angeblicher Denunziation schützen“ wollten, geht die Frage: „Worauf beruht Euer Vertrauen?“
Die Schilderung der Person des V-Manns und der Vorgeschichte der GSG-9-Aktion in Bad Kleinen widerspricht scharf einem Brief von Steinmetz, den die taz am Montag veröffentlichte. Seine Behauptung, er sei im allgemeinen Chaos der Festnahmeaktion entkommen, wird in der Erklärung als „Lügenkonstruktion“ gegeißelt. Gleichzeitig heißt es: Steinmetz „ist fast zeitgleich (also Sekunden später) ,festgenommen‘ worden. Er lag in derselben Haltung wie ich flach auf dem Boden, hinter ihm stand ein Typ mit einer Pistole im Anschlag“.
Die Situation zwischen dem V-Mann Klaus Steinmetz und Birgit Hogefeld in den Tagen vor Bad Kleinen wird als „fast von Anfang an ziemlich gespannt“ beschrieben. Vor politischen Diskussionen habe er sich gedrückt, seine Reaktion auf die Besetzungsaktionen der „kurdischen Genossen“ in der Bundesrepublik in diesen Tagen sei „total distanziert und unsolidarisch“ gewesen.
Vermutungen, Klaus Steinmetz sei an der Sprengung des Gefängnisneubaus in Weiterstadt beteiligt gewesen, seien pure Erfindungen, denn „einer wie der Klaus Steinmetz, den ich getroffen habe“, könne „niemals in die Lebenszusammenhänge dort (in der Illegalität, d.Red.) eingeschleust werden“.
Die Erklärung im Wortlaut auf Seite 11
Siehe auch Seiten 4 und 10
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