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Glastnost ade

■ betr.: "Vor dem Knall fehlte es an allem", taz vom 21.7.93

betr.: „Vor dem Knall fehlte es an allem“, taz vom 21.7.93

Als sich am 17. Juli in der am Ural gelegenen Plutoniumfabrik „Majak“ ein Unfall mit Austritt von Radioaktivität ereignete, da erfuhr die russische Bevölkerung – wieder einmal – als letzte davon. Zwei Tage nach dem Unfall teilte mir Alla Jaroschinskaja, die Journalistin, die für ihre mutigen Tschernobyl-Recherchen mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde und heute in Jelzins Präsidialamt sitzt, mit, sie hätte erst von mir von diesem Unfall erfahren. Und erst am 21.7.93 berichteten russische Zeitungen über den Atomunfall – am 20.7. war lediglich ein kurzer Zehnzeiler in der Komsomolskaja Prawda gewesen.

Die in Moskau erscheinende Nesawisimaja Gaseta (21.7.1993) mokiert sich über dieses neueste Beispiel von russischer Informationspolitik: erst am Montag seien die russischen Behörden in der Lage gewesen, die Explosion in der Plutoniumfabrik zu bestätigen. Dies sei um so unverständlicher, als doch ständig ein Vertreter der russischen Atomkontrollbehörde „Gosatomnadzor“ in der Plutoniumfabrik anwesend sei. Nicht anders die Iswestija (21.7.1993): auch drei Tage nach dem Unfall sei es nicht möglich gewesen, exakte und ausführliche Informationen von den russischen Atombehörden zu erhalten.

Trotzdem: Zufriedenheit mit dem Informationsstand der deutschen Bevölkerung ist sicherlich nicht angesagt. Auch bei uns ist kaum bekannt, daß wir beim nächsten Unfall in Tscheljabinsk möglicherweise schon mit von der Partie sind. Die Sprecherin der Tscheljabinsker Grünen und Abgeordnete im Bezirksparlament von Tscheljabinsk, Natalja Mironowa, bittet die deutschen Ökologiegruppen, ein waches Auge über die deutschen Atommüllexporteure zu haben. Die Bezirksverwaltung von Tscheljabinsk, so Natalja Mironowa, bemühe sich um einen Vertrag mit der deutschen Atomindustrie über die Lieferung deutschen Atommülls. Geplanter Vertragsumfang: eine Milliarde DM. Bernhard Clasen,

Mönchengladbach

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