■ Mit dem jugoslawischen Dinar auf du und du
: Geld ohne Wert

Berlin (taz) – Die jüngste Neuerscheinung auf dem serbischen Notenmarkt ist der 50-Millionen-Dinar-Schein. Als er am Donnerstag in großer Auflage der Öffentlichkeit übergeben wurde, war er noch rund 6,20 Mark wert. Heute, fünf Tage später, ist der großspurige Geldschein schon fast für drei Mark zu haben. Im sogenannten Rest-Jugoslawien, also Serbien und Montenegro, wird das Geld täglich fast 20 Prozent weniger wert. In Belgrader Geschäften werden die Preise viermal am Tag heraufgesetzt. Jeder hat viele Millionen in der Tasche – der staatlich garantierte Mindestlohn beträgt 90 Millonen Dinar, rund sechs Mark –, aber es gibt nichts mehr, was man damit kaufen könnte. Alle versuchen, für ihr immer wertloser werdendes Geld Sachwerte zu bekommen. Aber es gibt immer weniger, die etwas herstellen wollen, für das sie nur wertloses Geld bekommen. Die Preise für das Wenige steigen deshalb ins Astronomische. Die Hälfte der Unternehmen hat bereits die Tore geschlossen. Die andere Hälfte wird wohl bis zum Winter dichtmachen.

Die Belgrader Regierung beschuldigt die UNO, mit den Sanktionen die Inflation verursacht zu haben. In der Tat zeigt die Handelssperre inzwischen verheerende Wirkungen. Die serbischen Betriebe müssen Vorprodukte, die sie früher importiert haben, irgendwie ersetzen, was nur zum Teil möglich und dann sehr teuer ist. Gleichzeitig sind die Exportbetriebe von ihren Märkten abgeschnitten. Die Textilindustrie, früher eine der Säulen der jugoslawischen Wirtschaft, ist längst zusammengebrochen.

Die Hauptschuld für die Hyperinflation liegt allerdings bei der Regierung selbst. Um den Krieg zu finanzieren und die Bevölkerung durch Mindestlöhne und Renten ruhigzustellen, läßt sie die Notenpresse auf Hochtouren laufen. Lediglich einmal, das war Ende letzten Jahres, gab es so etwas wie eine natürliche Inflationsbremse. Da ging der jugoslawischen Zentralbank nämlich das Papier aus. Der Engpaß wurde allerdings schnell behoben.

Die serbische Regierung druckt Geld, für das es keinen Gegenwert gibt. Das Angebot an Gütern wird eher kleiner. Je mehr Scheine die Regierung in dieser Situation herstellen läßt, desto schneller steigen die Preise. Zugleich schwindet das Vertrauen in den Wert des Geldes. Das sichtbarste Zeichen dafür sind die Parallelwährungen. Die Preise werden zwar noch in Dinar ausgezeichnet, kalkuliert werden sie aber längst in D-Mark oder bei kleinen Summen in Zigaretten. Der neue 50-Millionen-Dinar-Schein ist ein Hinweis darauf, daß die Regierung in Belgrad noch lange so weitermachen will. Alois Berger