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Der Film zum Fräuleinwunder

■ Inszenierte Natürlichkeit: Franzi van Almsick im Pay-TV

Objektive glotzen sie an, Blitzlichter zucken, Fotografen kreisen sie ein. Jeder normale Mensch würde vor derart geilen Verfolgern fliehen. Nicht so Franziska van Almsick. Das jüngste deutsche Fräuleinwunder ist natürlich. Franzi, der Star, Franzi, das Kind, Franzi lächelt immerfort. Freundlich. Verschmitzt. Die „Berliner Göre“ im Nobel-Hotel. Der Sender, den man kaufen kann, präsentierte sein zweites Sportler-Porträt: Nach Boris Beckers alltagsphilosophischen Tiefblicken nun der premiere-Film „In einem Jahr vom Kind zum Star“. Franziska van Almsick.

Seit Barcelona laufen die Medien hinter der 15jährigen her, „a star was born“. Sie schwamm nicht nur Rekorde, sondern fortan auf einer Sympathie- und Werbewelle obenauf. Die allmählich überschwappt. In einem Jahr zur Millionärin. Das gelang nicht einmal Albatros Michael. Warum? Weil Franziska van Almsick das Wasser besonders gut „fühlen kann“ (Trainer Dieter Lindemann)? „Weil sie ein Star ist,“ antwortet premiere-Sportchef Michael Pfad, und es der Sportstars in Deutschland so wenig gebe. Ein Star ist sie, weil sie „natürlich“ ist. Das Attribut läßt sie mitsamt den Fotomaniacs nicht mehr los.

Natürlichkeit, charakterliche Unveränderlichkeit, das ist das (Film-)Programm. Man sieht „Franzi“ bei Modeaufnahmen und mit der lila Kuh, man sieht sie herumalbern, in der Schule, im Trainingslager, beim Geburtstagsfest, beim Weltrekord in Peking, beim Reiten im Urlaub, als Olympiabotschafterin Berlins. Zehn Monate will Filmautor Peter Glauche den Star begleitet haben, de facto waren es 25 Drehtage, 40 Filmstunden, aus denen ein netter, unterhaltsamer 45-Minuten-Streifen geschnitten wurde. Ohne Kanten, ohne Doping, ohne Hintergrund und Tiefgang. Man begnügt sich, zu transportieren, was ohnehin jeder weiß: Unsere Franzi ist eine Nette, die ansonsten nicht viel Neues zu berichten weiß, außer daß sie eine „innige Beziehung“ zu Katze Elly hat. Was will man auch erwarten? Sie ist gerade 15 Jahre alt geworden.

„Ick bleibe, wie ick bin“, bekundete sie in ihrem ersten Interview für Sports nach den Olympischen Spielen von Barcelona. Doch wenn Kameraaugen oder Journalisten-Schreibblöcke zugegen sind, verändern sich die Verhaltensweisen allein durch deren Anwesenheit. Aber Franzi ist natürlich. Reinheitsgebot 100 Prozent. Cornelia Heim

„In einem Jahr vom Kind zum Star“, nur mit Decoder zu empfangen bei premiere: heute, 20.15 Uhr; 7.8., 9.50 Uhr; 10.8., 9.30 Uhr.

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