: Was ist „aus dem Ruder laufen“ (Helmut Schmidt)?
„Ich arbeitete bei der Air Force. Die ersten Diskos eröffneten, wir richteten uns im Billardraum eine Bar ein. Alle mußten nach Vietnam. Sie lebten als wäre jeder Tag der letzte. Es war wunderbar. Dann wollte die Bundeswehr mich, ich wollte mich freiwillig verpflichten. Die Prüfungskommission – Offiziere, Psychologen – fragte, warum ich 67 aus dem Internat abgehauen wäre. Ich sagte, es sei zu ,antiquiriert‘ gewesen – und meinte: zu faschiristisch. ,Wenn man Fremdworte benutzt, muß man sie auch richtig kennen‘, blaffte der von der Luftwaffe. Und damit war ich schon in Unehren entlassen. Einer späteren Anklage wegen ,Fahnenflucht‘ konnte der Anwalt damit die Spitze (Gefängnis) nehmen, daß er alle Schuld an meiner Entfernung von der Truppe in die Schuhe meiner in der ,Zwischenzeit‘ tödlich gescheiterten Mutter-Bildhauerin schob... Noch heute ist mir auf Bewährung lieber.“
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