: Rabin: Vertreibung ist Kriegsziel
■ Israels Armee greift Libanons Zentren an / Über 335.000 Libanesen und 10.000 Israelis geflüchtet
Sidon/Jerusalem (AP/dpa) – Mit Bombenangriffen auf die Großstädte hat die israelische Armee gestern ihre Offensive gegen den Libanon fortgesetzt. Neben Nabatije, Tyrus und Maschghara wurde auch Sidon angegriffen, mit 300.000 Bewohnern die drittgrößte Stadt des Landes, in die sich Tausende von Menschen aus dem Süden geflüchtet hatten. Mittags schlugen Geschosse im Beiruter Flughafen ein. Auf Dörfer im Südlibanon wurden ununterbrochen Raketen und Granaten gefeuert. Arabische Freischärler antworteten mit Raketenbeschuß auf den israelisch besetzten Streifen im Südlibanon und auf Nordisrael. Bei den Angriffen wurden seit Sonntag im Libanon mindestens 86 Menschen getötet, 408 erlitten Verletzungen. Nach UNO-Angaben hatten bis Dienstag abend bereits über 335.000 Menschen die Flucht ergriffen. Aus Nordisrael sind etwa 10.000 Menschen geflüchtet.
Eine Vertreibung der Zivilbevölkerung ist neben der Zerschlagung der Hisbollah offizielles Kriegsziel Israels. Ministerpräsident Rabin äußerte sich „sehr zufrieden“ über den Verlauf des Angriffs, weil „mehr Zivilpersonen“ auf der Flucht seien als erwartet.
Eine zweieinhalbstündige Feuerpause sollte gestern noch mehr Menschen Gelegenheit zur Flucht geben: „Unsere Operation soll nicht nur möglichst große Zerstörungen anrichten, sondern die Bevölkerung zwingen, nach Norden zu gehen.“ Luftwaffenchef Bodinger präzisierte: Die Flüchtlinge sollten Libanons Regierung so zur Last fallen, daß sie Syrien um ein Eingreifen gegen Hisbollah bitten müsse. Syriens Außenminister Al-Schara drohte gestern mit einem Ausstieg aus den Nahostgesprächen, nachdem sich der UN-Sicherheitsrat in New York vorgestern zu keiner Stellungnahme durchrang. Seite 8
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