: Teilen, mieten, trotzdem fahren
■ „Stattauto“: ein einziger Wagen für ein ganzes Dutzend mobile Leute
Wie sieht der Kompromiß zwischen Auto und Umwelt aus? Eine Variante setzt auf „weniger Auto wagen“ und heißt Car-Sharing: Seit bald zwei Jahren kann bei STATTAUTO eintreten, wer kein ganzes Auto für sich beanspruchen will. Der Hamburger Auto-Mietverein zählt inzwischen 250 Mitglieder, die sich 14 PKW, einen VW-Bus und ein Kanu teilen.
Mit dem Beitritt erhält jedeR Nutzungsrecht und Autoschlüssel für die im Stadtgebiet verteilten Wagen, Ankündigung bei der STATTAUTO-Zentrale genügt. „Eigentlich sind die wichtigen Stadtteile flächendeckend versorgt“, erzählt Hans Bochert, eines der ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder. Probleme gebe es bloß mit den Stellplätzen: Im Uni-Viertel hat sich noch kein fester Parkplatz finden lassen. In Barmbek und Harburg hingegen wird ab dem 1. August auch ein STATT-AUTO auf seine NutzerInnen warten.
95 Prozent seines Lebens verbringt ein Durchschnitts-Auto in Ruhestellung: In Hamburg werden dadurch wertvolle freie Flächen blockiert. Allein weil bei STATTAUTO die Wagen häufiger bewegt werden, herrscht noch kein Gedränge um die Buchungstermine: Die Wahrscheinlichkeit, auf Bestellung ein Auto zu bekommen, ist höher als 90 Prozent.
Ein weiterer Vorteil des Konzepts: Dadurch, daß die Investitions-, Wartungs- und Reparaturkosten auf Kilometer und Stunde umgelegt werden, ergibt sich ein realistisches Bild davon, wie teuer Autofahren tatsächlich ist. Kaution (1000 Mark), Aufnahmegebühr (250 Mark) und jährlicher Beitrag (120 Mark) sind die Festkosten, Miete ist nach Zeit, Kilometergeld nach Wagenklasse gestaffelt. Eine typische STATTAUTO-Fahrt Altona-Möbelhaus-Altona, drei Stunden mit dem Kombi, würde zum Beispiel rund 18 Mark kosten.
„STATTAUTO lohnt sich für jeden, der im Jahr zwischen 2000 und 12.000 Kilometer fährt“, meint Bochert, und das treffe in Hamburg auf die meisten AutofahrerInnen zu. Die „Teile-und-Miete“-Idee scheint erfolgreich: Ein Vorstandsmitglied bei STATTAUTO trägt sich mit Vergesellschaftungsplänen für seinen Videorecorder.
Keine Kollektivlösung, aber sauberer als eine Benzinschleuder ist das „bessere Auto“: das Elektromobil. Statt mit Benzin fährt so ein Wagen mit Strom, der vorzugsweise umweltschonend aus Solar- oder Windenergie gewonnen wird. Wer einmal die Auswahl an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben kennenlernen möchte, kann sie vom 2. bis 6. August im „einkaufs treffpunkt farmsen“ am Berner Heerweg auf einer Ausstellung bewundern. Am 7. August sollen die kleinen Brummer dann Ausdauer, Beladungsfähigkeit und Geschwindigkeit unter Beweis stellen: Umweltsenator Fritz Vahrenholt gibt den Startschuß zur fünften Hanse-Solar-Rallye.
Der nächste Informationsabend von STATTAUTO findet am 3. August um 20 Uhr bei „das taxi“ in der Humboldtstraße 75 statt. Informationen unter Tel.:227 94 92.
Ulrike Winkelmann
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