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„Wer dazu schweigt, macht sich mitschuldig“

■ Unter dem Motto „Keine Mauer durch Sarajevo“ will eine neue Berliner Initiative den bedrohten Menschen und dem Friedenszentrum in Bosnien helfen

„Keine Mauer durch Sarajevo“: So heißt ein „Berliner Appell“, den Bezirksverordnete, Stadträte, Mitglieder des Abgeordnetenhauses vor kurzem initiiert haben. Vorgestellt wurde er mit Anzeigen in allen Berliner Tageszeitungen, am Wochenende werden in der Stadt Informationsstände mit weiterem Material dazu stehen. In Kürze soll noch eine Hilfsaktion dazukommen.

Die mauerbefreiten Berliner sollen durch Spenden mithelfen, daß das multi-ethnische Friedenszentrum in Sarajevo – das Kindern, StudentInnen und KünstlerInnen ohne Ansehen ihrer Herkunft Stipendien gibt – die Arbeit weiterführen kann.

Die Idee zu dieser besonderen Art von Städtepartnerschaft kam nach einem Besuch des Präsidenten des Friedenszentrums, Ibrahim Spahic, Ende Juni. Zwar gebe es in Berlin bereits eine ganze Reihe von Hilfsaktionen für Bosnien- Herzegowina, weiß Jürgen Karwelat, Bezirksverordneter in Wilmersdorf und einer der Initiatoren, „aber keine speziell für diese Stadt, zu der es so viele geschichtliche Analogien gibt“. In der nächsten Woche will man sich mit Bürgermeisterin und Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) und verschiedenen humanitären Initiativen kurzschließen.

Einer der ersten Aktionen war ein Appell an die Parlamente und Regierungen Europas sowie an die Ex-Jugoslawien-Konferenz in Genf. „Wir Bürgerinnen und Bürger von Berlin fordern von den Verantwortlichen der europäischen Politik: Schluß mit der Beschießung Sarajevos, Schluß mit der Blockade und keine Mauer durch die Stadt“, heißt es in dem Schreiben. Den Menschen in der belagerten Stadt drohe Tod durch Gewalt und Verhungern, zerstört werde eine der „großen Kulturen und Zivilisationen“ mitten im Herzen Europas.

Jahrhundertelang, heißt es weiter, lebten die Menschen trotz unterschiedlicher Religionen, Sprachen und Kulturen in gutem Einverständnis miteinander, jetzt werde die Idee des multi-ethnischen Staates zu Grabe getragen. Auf Druck von Nationalisten und Rassisten werden Mauern zwischen den Menschen errichtet, und Sarajevo drohe zu sterben. „Wer dazu schweigt, macht sich mitschuldig“, sagen die Unterzeichner, zu denen auch die Ausländerbeauftragte von Berlin, Barbara John, die Regisseurin Freya Klier und Bürgerrechtler Wolfgang Templin gehören. aku

Spenden können unter dem Stichwort „Berlin hilft Sarajevo“ auf das Konto von Jürgen Karwelat, Postgiro Berlin, Kto.-Nr. 293 491-107, BLZ 100 100 10, eingezahlt werden. Die Adresse der Initiative lautet: Joachim-Friedrich- Straße 53, 10711 Berlin, Tel. 3238594 oder 8927289.

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