: Muffensausen bei den Privaten
■ Hamburger Kommerzradios fürchten den neuen NDR-Jugendsender
Hamburgs private Radiosender bekommen das große Muffensausen. Grund: Das vom öffentlich-rechtlichen Rivalen geplante fünfte NDR-Programm, das Jugendradio (taz berichtete). Anfang kommenden Jahres soll Sendestart sein, für die Konkurrenzstationen Radio Hamburg und OK Radio Anlaß genug, schon mal prophylaktisch um die eigene Existenz zu fürchten.
OK-Chef Frank Otto, seinerseits darum bemüht, sein junges Frequenzimperium mit Projekten in Berlin und Hamburg (Lokalfernsehen) auszuweiten, jammert in Springers Welt am Sonntag: „Es ist einfach nicht fair, jetzt ein weiteres Programm aufzumachen, um uns aus dem Markt zu drängen“. Und Rainer Cabanis, Programmdirektor von Radio Hamburg, ergänzt: „Das ist für uns eine Riesengefahr“.
So ganz aus der Luft gegriffen sind die Befürchtungen der Privatfunker wohl nicht. Das von NDR-Hörfunkchef Gernot Romann und seinem Projektleiter Torsten Engel entworfene Programmschema – viel Musik, knappe Information, zugeschnitten auf ein eng begrenztes Hörersegment (14 bis 19 Jahre) – könnte auch der Musterkiste für Privatsender entnommen sein. Ein großer Vorteil gegenüber der Privat-Konkurrenz: Auf NDR 5 wird es keine Werbung geben, das läßt der Staatsvertrag nicht zu.
Ganz billig wird der fünfte NDR-Sender allerdings nicht. Gut 20 Millionen Mark wollen die Funker vom Rothenbaum allein in den ersten drei Sendejahren in das Jugendradio investieren. Ein Kraftakt, der in krassem Gegensatz zu jenem absoluten Sparzwang steht, den NDR-Intendat Jobst Plog seiner Anstalt wegen der zurückgehenden Werbeeinahmen auferlegt hat.
Dennoch: Hörfunkchef Gernot Romann ist wild entschlossen, seine Jugendradio-Pläne umzusetzen: „Wer glauben sollte, dieses Projekt noch torpedieren zu können, der irrt sich.“ Schließlich, so der NDR-Mann, sei dieses Programm die „Probe aufs Exempel“, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk noch zur Erneuerung fähig sei. taz
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