■ Press-Schlag
: Bier her!

Die Abhängigkeit des Sports von der Wirtschaft nimmt immer abstrusere Formen an. Die Tennisspieler können sich noch aussuchen, für wen sie Litfaßsäule spielen möchten, die Ausüber weniger lukrativer Sportarten müssen fressen, was auf den Tisch kommt. In einem besonderen Würgegriff steckt der SB Rosenheim. Mit Geldspritzen der Firma März, die einst in Kooperation mit Schalck- Golodkowski Rinder über die DDR in EG-Länder verschob, wurde der Eishockeyclub in die Bundesligaspitze gehievt, geriet aber dabei in völlige Abhängigkeit von seinen Finanziers. Als diese Anfang 1992 ihre Unterstützung einstellten, sackte der SB aus der ersten Liga ab.

Doch statt aus Schaden klug zu werden, ließ sich der Verein erneut mit den plötzlich wieder eishockeywilligen Gebrüdern März ein, stieg prompt auf und geriet erst recht in die Zwickmühle. Bier von links, Bier von rechts, die Sportbündler drohen im Gerstensaft zu ertrinken. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) nämlich liebt auch das Geld, hat die Brauerei Krombacher als Generalsponsor an Land gezogen, schreckte nicht einmal davor zurück, die Bundesliga in „Krombacher-Liga“ umzubenennen, und verpflichtete alle Klubs, Bierwerbung zu betreiben. Nicht mit uns, sagte März, selbst ein kleines Bierimperium, und kündigte den erneuten Entzug seiner Moneten an, falls der SB den Vertrag unterzeichne.

Kurz vor Ablauf eines DEB-Ultimatums erklärte sich der Verein erst mal bereit, die gewünschten Werbemöglichkeiten für Krombacher einzuräumen, allerdings nur bis zur gerichtlichen Klärung der Frage, wer im deutschen Sport eigentlich für was werben muß und wer darüber bestimmt. Für eine Fortsetzung der Bierposse ist gesorgt. Prosit. Matti