: Neue Wohnungen — wo bleiben Kitas?
■ Über 2.600 neue Wohnungen in 1992 / Senat sucht noch Geld für Sozialeinrichtungen
Zufrieden mit dem Erreichten und voll der Absicht, sich weiter anzustrengen, präsentierte sich gestern Bausenatorin Eva- Marie Lemke-Schulte nach der Senatssitzung. Und Stadtplanungs-Senator Ralf Fücks wertete das gemeinsame Auftreten vor der Presse als Zeichen dafür, daß hier die Kooperaton gut klappe: Mit 2.627 fertiggestellten geförderten Wohneinheiten im Jahre 1992 liegt Bremen über den selbst gesetzten Zielen und hinter Köln, München und Stuttgart im Städtevergleich „an dritter Stelle“, jedenfalls nach der Rechnung der Senatorin.
Wie es weitergehen soll, wenn der Bund seine Zuschüsse für den Wohnungsbau wie angekündigt kürzt, und wie die notwendigen sozialen Einrichtungen in den Neubausiedlungen finanziert werden sollen, das hat der Senat gestern allerdings nicht beschlossen. In dem veröffentlichen Papier heißt es lapidar: „Die für die soziale Infrastruktur zuständigen Ressorts werden bis zum 31.12. ihre Bedarfe in den vier großen Wohnbaugebieten weiter konkretisieren und nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen.“ Finanzmittel eingeplant sind bisher also nicht. Die Planung der sozialen Einrichtungen hätte jedoch längst beginnen müssen, wenn sie zeitgleich mit den Wohnungen fertig sein sollen.
Das Vorzeige-Bauprojekt Bremens ist „Horn-Lehe-West“. Hier ist die Zustimmung einhellig, und das Modell-Vorhaben des „autofreien Wohnens“ macht bundesweit Schlagzeilen. 1994 sollen die ersten 560 Wohneinheiten fertig werden, die 230 „autofreien“ Wohnungen kommen danach dran.
Nicht so einfach ist es in Arsten-Südwest. Hier war Wohnen
Am Weidedamm III: Grüner Wohnen statt grüner GartenFoto: Christoph Holzapfel
an der Autobahn geplant worden. Stattdessen soll nun die Bezirkssportanlage Kattenturm in den Lärm-Bereich der A1 verlegt werden, für die Wohnungen soll ein Mindestabstand von 420 Metern gelten. Baubeginn für die 1300 Wohneinheiten: 1995.
In Findorff-Weidedamm III sollte eigentlich bald schon kräftig gebaggert werden, dort tobt aber noch der Papierkrieg mit den Baufirmen um das ökologische Erschließungskonzept: Grundwasserabsenkung und behutsame Beseitigung der in den letzten Jahren gewucherten Fauna und Flora kostet nicht mehr als die konventionelle Erschließung, sagt trotzig Stadtentwicklungs-Senator Fücks. Und: Wenn erst 1994 Baubeginn ist, dann liegen die Verzögerungen gegenüber der Planung im Rah
hier bitte das Foto
mit dem grünen Garten
men des Üblichen, kein Grund also für die Baufirmen, zu drohen oder zu jammern.
Der vierte Baukomplex schließlich soll in Borgfeld entstehen, 1.500 neue Wohnungen werden den Bremer Vorort verändern. Daß die Borgfelder das
nicht gern sehen, unterstellt Fücks, und bittet gleichzeitig um Verständnis für den Wohnungsbedarf Bremens. Insgesamt bleibt es dabei, so betonten beide Senatsmitglieder: bis zum Jahre 2000 müssen 16.000 Wohnungen neu gebaut werden. K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen