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IG Bergbau leidet mit

■ Fusionsvertrag verteidigt, Hungerstreik der Kali-Kumpel kritisiert

Berlin (AP/AFP) – Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, Hans Berger, hat die Hungerstreikaktion der Kali-Kumpel von Bischofferode kritisiert und sieht keine Chance, die Kali-Produktion in der thüringischen Grube zu erhalten, wie er am Dienstag in einem Interview des Südwestfunks sagte. Der Hungerstreik gegen die Schließung sei „ein Ausdruck des Widerstandswillens, allerdings an einem falschen Objekt“, meinte Berger. Mit den Hungerstreikenden empfinde er „Mitgefühl, weil ich nun weiß, was es bedeutet, um einen Arbeitsplatz zu kämpfen“. Er begrüßte Überlegungen, die Schachtanlagen als Untertage-Mülldeponie zu nutzen.

Berger, den die Bischofferoder Kali-Kumpel zum Rücktritt aufgefordert haben, verteidigte die Zustimmung der Gewerkschaft zur Fusion mit der BASF-Tochter Kali und Salz. Aus Fürsorgepflicht habe sie „nicht nur zugestimmt, wir haben diesen Fusionsvertrag gefordert“. Ohne ihn „hätte kein ostdeutsches Kalibergwerk überlebt“. Der IG-Bergbau-Vorsitzende sprach von einem typischen Beispiel einer gelungenen Sanierung. Als Erfolg der Verhandlungen hob Berger die Zweijahresgarantie für die Bischofferoder Arbeitsplätze hervor. Die Kali-Kumpel von Bischofferode sehen sich durch die „Konkurrenzausschlußklausel“ im Kali-Fusionsvertrag in ihrem Mißtrauen gegen Treuhandanstalt und Bundesregierung bestätigt. „Genau so etwas hatten wir vermutet“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Heiner Brodhun am Dienstag in Bischofferode. „Wenn etwas so geheimgehalten wird wie dieser Fusionsvertrag, dann mußte doch etwas faul sein.“

Der Betriebsrat werde nun prüfen, inwieweit juristisch gegen diese Klausel vorgegangen werden könne, mit der die Treuhand sich verpflichtet, weder eine Einzelprivatisierung von Bischofferode noch eine andere Konkurrenz zum Fusionsunternehmen zuzulassen. Über eine weitere Verschärfung des Arbeitskampfes werde der Betriebsrat in den nächsten Tagen entscheiden.

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