: Diesmal in Köln: Brandanschlag auf Türken
■ Familie wurde leicht verletzt/ Drei Hakenkreuze am Tatort
Köln (AP/dpa) – Bei einem ausländerfeindlich motivierten Brandanschlag auf ein türkisches Restaurant in Pulheim bei Köln sind am Mittwoch morgen drei Menschen verletzt worden. Das Gebäude brannte völlig aus. Ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft berichtete, die unbekannten Täter hätten offenbar am frühen Morgen in das Restaurant „Ararat“ eingebrochen und im Inneren Benzin angezündet. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren wegen schwerer Brandstiftung ein.
Anwohner des Hauses waren nach Angaben der Polizei gegen 3.35 Uhr von einem lauten Knall geweckt worden. Das Restaurant habe sofort in Flammen gestanden. Die über dem Restaurant wohnende vierköpfige Familie des türkischen Restaurantbesitzers konnte sich noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr ins Freie retten, nachdem ein Nachbar mit einer Leiter gekommen war.
Doch erlitt der 22jährige Besitzer eine leichte Rauchvergiftung. Seine 19jährige Ehefrau und die kleine Tochter erlitten einen Schock. Der 21jährige Bruder des Restaurantbesitzers blieb unverletzt. Den Sachschaden bezifferte die Polizei auf rund 500.000 Mark. Die Decke des Restaurants ist zur Hälfte eingestürzt, die Wohnung unbewohnbar.
Dem Sprecher der Anklagebehörde zufolge handelte es sich offenbar um eine ausländerfeindliche Tat. An die Hauswand seien mit roter Farbe zwei Hakenkreuze gemalt worden. Im Haus sei ein Benzinkanister gefunden worden. Konkrete Hinweise auf die Täter gab es zunächst nicht. Eine sofort eingeleitete Ringfahndung blieb ohne Erfolg.
„Der Vater des Restaurantbesitzers arbeitet wie viele Pulheimer Türken bei den Kölner Ford-Werken und lebt schon seit Jahren hier“, erzählt ein Nachbar. Jeder im Ort habe die Familie zumindest flüchtig gekannt. „Die hatten eigentlich keine Feinde“, sagt ein deutscher Freund der Familie. Er hat gemeinsam mit drei anderen Jugendlichen sofort ein Spendenkonto für die Familie eröffnet.
„Ich schäme mich, Deutsche zu sein.“ Das steht auf dem Pappschild, mit dem eine 28jährige vor dem ausgebrannten Restaurant auf und ab geht. „Mein Mann“, erzählt sie, „ist letzte Nacht vom Grölen einiger Betrunkener auf der Dorfstraße geweckt worden. Einige Zeit später hörten wir dann die Sirenen der Feuerwehr.“ Das Schild hatte sie bereits im Frühjahr gebastelt, als eine Gruppe rechtsradikaler Jugendlicher aus dem benachbarten Pulheim vor einer katholischen Jugenddisco mit Baseballschlägern angerückt sei. Ein Junge sei damals von den glatzköpfigen Jugendlichen an einen Baum gefesselt und kahlgeschoren worden.
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