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Hose runter

■ Öko-Test untersuchte Markenjeans / In den schwarzen Zweibeinern steckt jede Menge Chemie / Blau ist besser

Kein anderes Kleidungsstück hat das Diktat der Mode so unbeschadet überstanden wie die Jeans. Die unverwüstlichen Freizeithosen werden zu Dumpingpreisen in Ländern der Dritten Welt hergestellt. Dort behandelt man sie mit schwermetallhaltigen Farben und aggressiven Chemikalien. Obwohl die Jeans mehrfach vorgewaschen werden, bleiben jede Menge Rückstände solcher Behandlungen in den Hosen zurück. Das fand Öko- Test bei einer Untersuchung von 15 blauen und schwarzen Markenjeans heraus.

Selbst in Zeiten der Rezession braucht sich die gute alte Jeans nicht um ihr Überleben zu sorgen. Das Kultsymbol des Westens wird in der Bundesrepublik so gut verkauft wie nie zuvor. Allen Marken voran „das Original“, die schon legendäre „501“ der amerikanischen Firma Levi Strauß.

Fanatiker auf der ganzen Welt zahlen mehr als tausend Mark für ein einziges Exemplar dieser Gattung. Allerdings nur, wenn es sich dabei um eine sogenannte „Big E“ handelt. So heißen jene „501“, bei denen LEvi's mit großem „E“ geschrieben ist und die nur zwischen 1940 und 1950 in den USA hergestellt wurden.

Während der Kunde offenbar bereit ist, fast jeden Preis für sein Statussymbol zu bezahlen, versuchen die Hersteller ihre Kosten zu drücken. Sie lassen die beliebten Hosen fast ausschließlich in Ländern der Dritten Welt und neuerdings auch in Osteuropa herstellen. Da kostet das Nähen einer Jeans etwa drei Mark, in Deutschland dagegen zwanzig, schätzen Branchenkenner.

Dieses Preisdumping hat zur Folge, daß einheimische Textilbetriebe kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Außerdem werden bei der Produktion von Kleidung in der Dritten Welt oft Chemikalien verwendet, die in Deutschland seit langem verboten sind. So zum Beispiel die krebserregenden Benzidinfarbstoffe. Das Öko-Test- Magazin konnte die gefährlichen Substanzen zwar in keiner der 15 untersuchten Markenjeans nachweisen. Dieses Ergebnis werten Fachleute aber eher als „Glückstreffer“, denn Untersuchungsinstitute finden mehrmals pro Woche Benzidinfarbstoffe in Kleidung, die über deutsche Ladentische wandert.

Problematisch sind auch andere Farbstoffe. So fanden die ÖkoTester in schwarzen Jeans jede Mange Schwermetalle wie giftiges Blei und Quecksilber oder allergisierendes Nickel. Diese metallischen Zutaten stammen aus sogenannten Schwefelfarbstoffen. Außerdem steckte in einer Billigmarke von Woolworth viel Chrom. Möglicherweise wurden diese Jeans durch sogenannte Chromatbäder gezogen. Dieses Färbe-Verfahren wird noch häufig in Ländern der Dritten Welt angewendet. Chromat gehört zu den stärksten Krebsgiften.

Die Textilbranche selbst arbeitet momentan daran, ihre „schwarzen Flecken“ wenigstens teilweise rein zu waschen. So sollen in absehbarer Zukunft auch schwarze Jeans ohne Schwermetallrückstände auf dem Markt sein.

Bis dahin, so rät Öko-Test, sollten Verbraucher lieber blaue Jeans kaufen. Die werden bereits mit dem schadstoffreien Farbstoff Indigo gefärbt. Allerdings können auch in den klassisch-blauen Jeans noch Rückstände der Ausrüstungschemikalie Formaldehyd sowie aus dem Baumwollanbau stammende Pestizide stecken. Bei der Öko-Test-Untersuchung konnten diese Substanzen zwar nur in geringen Mengen nachgewiesen werden. Das ist aber nicht verwunderlich, denn die Hosen werden mehrfach vorgewaschen. Dabei gehen bis zu 90 Prozent der verwendeten Chemikalien ins Spülwasser. Regine Cejka

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