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■ Press-SchlagGroße Oper

Von der „stärksten Liga der Welt“, wie es früher protzig aus deutschen Stadien tönte, redet schon lange keiner mehr. Stattdessen drohte das Land des Weltmeisters lange Zeit zu einer Art Talentschmiede für die italienischen Clubs herabzusinken. Die Folge war eine weitgehende Erfolglosigkeit in den europäischen Wettbewerben, in der letzten Saison schafften die Bundesliga- Vertreter gerade mal Rang neun in der Europacupwertung, das Privileg, vier Vereine nominieren zu dürfen, ist in akuter Gefahr.

Der erste Spieltag der Saison 93/94 offenbarte jedoch Wundersames: die Bundesliga ist stärker geworden. Und das nicht nur wegen Bernd Schuster. In Italien wird eifrig am eigenen Strick gedreht, die Inflation der ausländischen Spieler sät Unzufriedenheit, die Zahl der reumütigen Rückkehrer nimmt zu. Nach Reuter, Matthäus, Sammer und Riedle kam auch der Argentinier Sergio Zarate nach frustrierendem Intermezzo in Ancona wieder zum 1. FC Nürnberg zurück und verlieh dem Team beim 2:5 in Hamburg einen spielerischen Glanz, den der Club seit Max Morlock nicht mehr gekannt hat.

Die Übermacht der südländischen Fußballmagnaten zwang die Bundesliga-Manager zudem dazu, in bislang eher unerforschten Gewässern zu fischen. Die neuen Stars, die auf Anhieb das Niveau der Liga ein gehöriges Stück hoben, kommen aus Kolumbien (Bayerns Valencia), Litauen (Hamburgs Ivanauskas) und vor allem der Schweiz, deren Kicker trotz der Herren Alleman, Botteron oder Egli in der Bundesliga nie sonderliche Lorbeeren ernten konnten. Nürnbergs Sutter und Kaiserslauterns Sforza bewiesen zum Auftakt, daß sie dem eidgenössischen Schattendasein nicht nur frisurmäßig ein Ende setzen wollen.

Als Dreingabe gibt es die Brasilianer Sergio (Leverkusen) und Bitencourt (Leipzig) sowie zwei weitere deutsche Alpenflüchtlinge. Aus der Schweiz Peter Közle (Duisburg), dazu Dresdens dreifachen Torschützen Olaf Marschall, der beweisen will, daß Österreichs Ehrendivision mitnichten eine „Operettenliga“ darstellt. Nur bis Kölns Toni Polster scheint sich das noch nicht herumgesprochen zu haben. Aber vielleicht war der ja zu lange in Spanien. Matti

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