: Bertholds kurzes Comeback
■ Werder Bremen - VfB Stuttgart 5:1 / Kaum hatte Thomas Berthold nach langer Zeit wieder einmal Bundesliga-Rasen betreten, mußte er ihn auch schon verlassen
Berlin (taz/dpa) – Mehr als eine Saison lang durfte Thomas Berthold bei Bayern München die Bundesliga von der Tribüne aus verfolgen. Ein Platz, an den er sich offensichtlich gewöhnt hat. Im Bremer Weserstadion sorgte er jedenfalls dafür, daß er schnell wieder dorthin zurückkehren kann. In der 65. Minute fuhr er dem anders kaum aufzuhaltenden Werder-Stürmer Bernd Hobsch am Strafraumeck mit einer wilden Attacke in die Beine, und Schiedsrichter Manfred Führer zeigte ihm die Rote Karte.
„Es war kein großes Foul“, nahm Hobsch den feldverwiesenen Kontrahenten in Schutz, doch unberechtigt war die Hinausstellung keineswegs. Zwar hatte Berthold durchaus beabsichtigt, den Ball zu treffen, aber wie meist in dieser Partie war der Werder-Angreifer schneller. Schon bei den Toren von Herzog (36.) und Hobsch (47.) zum 2:0 bzw. 3:0 hatte Berthold das Nachsehen gehabt. Zu seinem Glück waren in diesem Spiel aber nicht nur die Bremer schneller, sondern auch seine Mannschaftskameraden. Sie verhinderten mit vereinten Kräften, daß der wutschäumende Weltmeister nach dem Platzverweis dem Schiedsrichter an die Gurgel ging.
Zum Zeitpunkt von Bertholds Mißgeschick war die Partie allerdings bereits so gut wie entschieden, es stand 3:1 für den Deutschen Meister aus Bremen, und der VfB erweckte, noch ohne seine Neuerwerbung Dunga, nicht den Eindruck, das Match noch einmal kippen zu können. „Wir waren noch keine Einheit“, konstatierte Trainer Christoph Daum, der allerdings ebenso wie seine Spieler heftig mit dem Mann im modischen Grün, Schiedsrichter Führer, haderte. Der hatte nämlich in der 16. Minute zugelassen, daß Andreas Herzog einen Freistoß „zwanzig Meter vom Ort des Geschehens entfernt“ (Buchwald) blitzschnell ausführte und Stuttgarts Torwart Eike Immel prompt in die Maschen setzte.
„Der Ball war frei, da habe ich die Lücke in der Stuttgarter Abwehr erkannt und sofort abgezogen“, erzählte der Österreicher genüßlich seinen Coup, von dem sich der VfB lange Zeit nicht erholte. Bertholds Lapsus gab den Schwaben den Rest, die Folge waren zwei Tore von Wynton Rufer (75./85.), jeweils nach glänzender Vorarbeit des emsigen Hobsch.
Werder-Coach Otto Rehhagel war nach dem unerwartet hohen Sieg so glücklich, daß er nicht mal die Sat.1-Reporter beleidigte, aber er hieße nicht Rehhagel, wenn er gar nichts zu meckern gehabt hätte: „Ich habe noch Schwächen gesehen, besonders bei Eckbällen hat uns der verletzte Bratseth gefehlt.“ Matti
VfB Stuttgart: Immel - Buchwald - Kracht, Berthold - Buck, Sverrisson (46. Walter), Strunz, Kögl, Frontzeck - Knup, Kruse (75. Strehmel)
Zuschauer: 24.676; Tore: 1:0 Herzog (16.), 2:0 Herzog (36.), 3:0 Hobsch (47.), 3:1 Walter (60.), 4:1 Rufer (75.), 5:1 Rufer (85.)
Rote Karte: Berthold (65.)
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