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Eine „Kultur mit Geschmack"

■ Unter jedem Dach ein „Ach!" (neue Staffel/ Folge 1): Thealit, das Frauenkulturhaus

Kaum haben wir das vorläufige Ende unserer Reihe angesagt, da läuft sie schon munter weiter: Die Frauenkulturprojekte „Thealit" und „Belladonna" äußern sich in dieser Woche über ihre Chancen und Perspektiven im Angesicht des drohenden 94er Sparkulturhaushalts.

Es ist eine Kunst, Kunst anständig zu verkaufen. So haben sie's ins Programmheft geschrieben, die Anna Postmeyer und die Andrea Siek, Kulturkoordinatorinnen im Frauenkulturhaus Thealit. Entsprechend künstlerisch handeln sie mit dem bißchen Brot, das die Kunst dem Projekt einbringt. Und arbeiten dabei dem Trend entgegen: Als potenziere die Knappheit an Mitteln die Fülle ihrer Aktionen, organisierten die zwei hauptamtlichen Thealits von April bis Juni über 30 Veranstaltungen: Begonnen bei der „MalIchMalRoboter"- Ausstellung über „Störtexte in Stadtbildern“ bis zum spielerischen „Städtequartett"; harmlosere Gesellschafts-Späße wie Tanztees oder Doppelkopfturniere nicht eingerechnet.

Von den Seufzern unter den Dächern der Kulturschaffenden spricht das Duo Postmeyer/Siek ungern. Erst recht nicht über die eigenen. Als bräche dann der Bann, und über dem Projekt Im Krummen Arm die Geldnot herein, wenn so ein Wörtchen auch nur geflüstert würde. Sie denken lieber voran: An den Dachgarten, den sie als Veranstaltungsfläche ausbauen wollen und an den Lift für Frauen, denen das Treppensteigen schwerfällt.

Hoppla, ist da ein leiser Seufzer entschlüpft? Denn die Verwirklichung solch materieller Wünsche steht in den Sternen. Gerade erst hat der Ortsbeirat einen Antrag auf Einzelförderung abgelehnt. Nun ist der Zuschuß zur neuen Haustür, dem Schlupfloch zur „Kultur mit Geschmack“, futsch: Das Frauencafe im ersten Stock diene dazu, ein Einkommen zu erwirtschaften, so die amtliche Begründung.

Was solche Anti-Förderungs- Argumente für die Zukunft bedeuten, wissen die Thealit- Frauen noch nicht genau. Schließlich seien Restaurant und Veranstaltungsraum in diesem Haus eins. Das „Stadtessen mit Kartoffel“ gehöre zum sinnlich- kulturellen Repertoire der Macherinnen ebenso wie der Laurie-Anderson-Fernsehabend.

„Andere Projekte werden in dieser Hinsicht besser gefördert,“ weiß Anna Postmeyer. „Das Bürgerhaus Weserterassen und das Lagerhaus Schildstraße zum Beispiel“ — aber schon denkt sie wieder positiv. Die zwei Stellen im Kulturhaus seien zwar nicht die Welt, aber immerhin: „Die Honorare für Gast-Referentinnen stimmen.“ Was nur fair sei — und in den Augen der Betreiberinnen so etwas wie Künstlerinnen-Förderung ist.

Künstlerinnen sind Andrea Siek und Anna Postmeyer selbst nicht, eher die Spinnen im Netz der Kultur: Sie knüpfen die Verbindungen. Und wissen: „Kulturarbeit als solche ist ja nicht zu bezahlen.“ Von sich selbst sprechen sie als „Schuftis“, als Arbeitswütige.

Auf festem Grund steht das Unternehmen dennoch nicht. Erst im letzten Sommer wankte das Haus. Im ABM-Erdrutsch wurden die bestehenden Stellen begraben und eine Weile schien es, als wäre nach neun Jahren Frauenkulturhaus alles vorbei. Bis sich trotz wenig Personal und bei einigem Gegenwind ein Zweier-Team entschloß, weiterzumachen. Daß heute viel Arbeit mit Honorarkräften bewältigt wird, nein, da sei nicht nur die Not zur Tugend gemacht. „Es bereichert unsere Arbeit und fördert die Auseinandersetzung“, finden die Macherinnen und blicken mit Zufriedenheit auf ein Erfolgs-Halbjahr zurück. Nur die Risikobereitschaft, die wollen sie in Zukunft weniger strapazieren. Immerhin mußten sie zwei Drittel aller Veranstaltungen privat vorfinanzieren, weil die Subventionen nicht rechtzeitig zugesagt wurden: „Sowas kostet viel Nerven und frißt eine Menge Kraft!“ ede

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