piwik no script img

López nahm Opel-Akten mit

■ Niedersachsens Regierungschef steht hinter Topmanager

Wolfsburg (dpa/taz) – Jeden Tag ein Häppchen zur Industriespionage von VW-Managern gegen Opel: Gestern erklärte der niedersächsische Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Gerhard Schröder, daß der Aufsichtsrat vor seiner Vertrauenserklärung für Einkaufschef José Ignacio López am letzten Freitag vollständig informiert worden sei. Der einstimmige Beschluß, sich hinter den Topmanager zu stellen, habe auf der Kenntnis basiert, daß López noch eine Woche nach seinem Arbeitsplatzwechsel Unterlagen von Opel besessen habe.

López hatte gegenüber dem VW-Aufsichtsrat und der ermittelnden Staatsanwaltschaft erklärt, daß er die von ihm mitgebrachten Kartons auf möglicherweise kritische Unterlagen von GM oder Opel habe durchsehen lassen. Das geht aus einem VW-internen Papier über die Aufsichtsratssitzung hervor. Es seien Unterlagen, unter anderem auch Korrespondenz mit Zulieferern, vernichtet worden, behauptet López. „Dies geschah, um jede Gefahr einer Verbreitung bei Volkswagen zu beseitigen.“ Auf die Frage, warum er das Material nicht einfach an Opel zurückgegeben habe, soll López geantwortet haben, daß ihm die Vernichtung als „der sicherste und endgültigste Weg, jede Verbreitung zu verhindern“ erschienen sei. Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Liesen hatte am Freitag abend zunächst lediglich erklärt, ehemalige GM-Mitarbeiter hätten Unterlagen im VW-Gästehaus Rothehof vernichtet.

Deutlich wird bei dem VW-Eiertanz, daß der Konzern einerseits auf jeden Fall den Eindruck vermeiden will, daß die Opel-Unterlagen in irgendeiner Form von VW benutzt wurden. Aber auch den neuen Einkaufschef will der sich wirtschaftlich auf Talfahrt befindende Betrieb nicht schassen. Schließlich soll er in den ersten fünf Monaten seiner Tätigkeit in Wolfsburg die Zulieferer derart geknebelt haben, daß bereits 700 Millionen Mark Kosten eingespart werden konnten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen