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Andrew Birkin: "Der Zementgarten"

Andrew Birkin startete seine Filmlaufbahn als Runner, war später Assistent von Kubrick bei „2001“, arbeitete an „Der Name der Rose“ und Petersens „Shattered“ mit und hielt sich mit Drehbüchern und Fernsehdokus über Wasser. Sein erster Spielfilm war „The Burning Secret“ (1988) – eine ziemliche Verzichtbarkeit mit Redgrave und Brandauer.

Sein neuester Film, „Der Zementgarten“, erregte vor allem Gemüter, die ihn in erster Linie für ein Inzestdrama hielten. In einer steinernen Niemandslandschaft, über der stets ein morbid-grünes Nachmittagslicht liegt, gleitet der 15jährige Jack in die Pubertät hinüber. Vater stirbt, Jack wäscht sich nicht mehr, onaniert vor beschlagenem Spiegel, Narziß mit Goldmund. Die Fliegen auf den Apfelsinen, verstreute Corn- flakes, verschimmeltes Kartoffelpüree orchestrieren die Verwahrlosung im Gleichtakt mit der schräglaufenden sexuellen Initiation. Auch die Mutter schläft aus dem Leben, über ihr wächst der Zement rissig zu. Zurück bleiben Jack, die beiden Kleinen Tom und Sue, und seine sechzehnjährige, androgyne Schwester, die ihn verrückt macht in ihrem Bikini. Ein bißchen Poe, ein bißchen Thomas Mann, fiebern die beiden dem Inzest entgegen, während die Rosenhecke um das einsame Haus herum zuwächst.mn

Andrew Birkin: „Der Zementgarten“. Mit Andrew Robertson, Charlotte Gainsbourg, Hans Zischler. D/ GB/F 1992, 105 Min.

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