Ideen für Hammerbrook

■ Ein Stadtentwicklungsforum sucht die Zukunft für das citynaheste Gewerbegebiet    Von Marco Carini

Verwaiste Gewerbebrachen neben kleinen Rudervereinen, schnuckelige Schreberlauben neben klobigen Lagerhallen, dazwischen ein einsames, blumengeschmücktes Holzboot. Hammerbrook von einem der Nebenkanäle der Bille aus betrachtet: Schön schrecklich – schrecklich schön.

„Ein lebendiges Quartier“ will Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller aus dem Gebiet zwischen Heidenkampsweg, Eiffestraße, Güterbahnhof Rothenburgsort und Tierheim Süderstraße machen. „Aufwertung“, „Nutzungsmischung“, „innerstädtische Verdichtung“ und „ökologische Revitalisierung“ heißen die behördlichen Begriffe, hinter denen sich vage Vorstellungen davon verbergen, wie der citynahe Gewerbestandort am Anfang des nächsten Jahrhunderts aussehen könnte.

Ideen werden gesucht. Sie sollen auf dem ersten Hamburger Stadtentwicklungsforum gefunden werden, das die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) vom 14.-20. August in der südlichen Deichtorhalle veranstaltet. Eine Woche lang sollen ArchitektInnen und LandschaftsplanerInnen aus London und Locarno, Mailand und München, Berlin und Brüssel Phantasien entwickeln, wie das asphaltgraue Gewerbegebiet in einen attraktiven, grünen Stadtteil umgewandelt werden kann.

Der 900.000 Mark teure „Work-shop“ steht in der Tradition der früher von der Baubehörde alle zwei bis drei Jahre veranstalteten Hamburger Bauforen. Sein geistiger Vater, der von Eugen Wagner zu Traute Müller gewechselte Oberbaudirektor Egbert Kossak, hat „innovative Planer aus allen Ländern“ nach Hamburg eingeladen. „Wir machen in der Deichtorhalle Hamburgs größtes Architekturbüro auf“, sagt der Visionär mit dem Schlapphut. Die Konturen des neuen Hammerbrook erläutert er auf einer Bootsfahrt durch die Kanäle. Wohnungen sollen gebaut werden entlang der Wasserstraßen des früheren ArbeiterInnenquartiers, das vor 50 Jahren im Bombenhagel fast komplett zerstört wurde. Heute leben hier gerade noch 5.000 Menschen.

Die Gewerbebetriebe sollen natürlich nicht vertrieben werden, aber leerstehende Industrie- und Lagerhallen sollen verschwinden. Grüner soll der Stadtteil und Industriekanäle sollen wieder zu Flüssen werden. „Die Menschen müssen wieder an die Bille herankommen“, ergänzt Traute Müller. Neue Freizeiteinrichtungen und gastronomische Betriebe will sie in Hammerbrook ansiedeln. Aus „dem dahinsiechenden Gebiet direkt neben der City“ (Kossak) soll ein Raum werden, in dem sich Leben, Arbeiten und Erholen läßt.

Hehre Ansprüche, hohe Ziele. Eine Woche Zeit haben die rund 45 PlanerInnen, von denen ein Drittel aus Hamburg kommt, ihnen zumindest auf dem Reißbrett Leben einzuhauchen.

Dann sind die Behörden gefragt, die Visionen zu sortieren und zu bündeln, um den Aschenputtel-Stadtteil in ein „lebendiges Quartier zu verwandeln“.

Doch das wird ungleich länger dauern.