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Betr.: Gavriil Popov

Mit der gestrigen Ankündigung des russischen Präsidenten Boris Jelzin, im Herbst Parlamentswahlen abzuhalten, strebt der Machtkampf in Rußland möglicherweise seinem Ende zu. Erst zwei Jahre ist es her, daß er ernsthaft begann – mit Jelzins Wahl in sein Amt im Juni 1991 und dem kurzzeitig erfolgreichen Staatsstreich zwei Monate später, der das Ende der Sowjetunion einleitete. Über die kopflose Stimmung in dieser Zeit gibt der damalige Moskauer Bürgermeister Gavriil Popov Aufschluß, der mit seinen eigenen, skurrilen Erlebnissen zwischen Oberstem Sowjet und der US-Botschaft belegen will, daß Michail Gorbatschow und George Bush von dem bevorstehenden Putsch Bescheid wußten. Popov, dessen Bericht zuerst in der russischen Tageszeitung „Iswestija“ erschien, will damit zugleich in Moskau kursierenden Spekulationen entgegentreten, Bush habe Gorbatschow im Juni auf Veranlassung Popovs dazu gebracht, einen schon für diesen Monat geplanten Umsturz zu vereiteln. „Ich habe ganz und gar nicht vor, als Informant der USA dazustehen“, schreibt er. „Und deshalb muß schließlich die Wahrheit erzählt werden.“ Die Übersetzung des leicht gekürzten Berichts besorgte Barbara Kerneck. Foto: ap

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