: Bremen geht 1998 auf die Gleise
■ Regionalisierungskonzept bringt Bremer Eigenverantwortung für Eisenbahnverkehr
Von 1998 an soll Bremen für seine Zugverbindungen im Nahverkehr alleine verantwortlich sein. Das teilte gestern der für den Personenverkehr verantwortliche Hauptabteilungsleiter der Bundesbahndirektion Hannover, Peter Schatte, vor der Landespressekonferenz in Bremen mit. Bis dahin wird die Bundesbahn den Nahverkehr „entsprechend dem Stand des Fahrplans 1993/94 kostendeckend weiterführen“, erklärte Schatte weiter.
Regionalisierung heißt das Zauberwort bei der Bahn. Der Vorteil: Der Personen-Nahverkehr mit Bus, Straßenbahn und Eisenbahn liegt dann komplett in der Regie von Gebietskörperschaften. Kommunen und Landkreise können dann selbst bestimmen, welche Züge wann fahren und die Anschlüsse für andere öffentliche Verkehrsmittel basteln. Der Nachteil: Sie müssen dann auch selbst dafür bezahlen.
Da kommt einiges zusammen. 3,7 Mrd. Mark pumpt der Bund jährlich in die Bahn. Allein 14 Milliarden Mark, so schätzt Wilfried Töpfer (SPD) von der Parlamentariergruppe Bahn der Bremischen Bürgerschaft, müßten noch einmal aufgebracht werden, um die vorhandene Infrastruktur der Bahn auf Vordermann zu bringen. „Wir wollen schließlich keinen Schrott übernehmen“, erklärte Töpfer gestern. Auf der Basis der aktuellen Zahlen würde Bremen der Spaß derzeit 42,7 Mio. Mark kosten. Bei dieser
Bahnhof-Neustadt, täglich halten hier 43 ZügeFoto: Christoph Holzapfel
Summe bliebe dann immer noch ein Defizit von 8,3 Mio Mark.
Denkbar sind für die Übernahme laut Töpfer zwei Modelle: Entweder die Deutsche Bundesbahn betreibt ab 1998 den Nahverkehr im Auftrag der Gebietskörperschaft weiter und bekommt entsprechende Aufträge finanziert. Oder die Gebietskörperschaften gründen eine eigene Gesellschaft, die die Infrastruktur der Bahn nutzt und dafür dann entsprechende Nutzungsgebühren bezahlt: für Gleise, Loks und Anhänger, Bahnhöfe etc. Koope
hier bitte
den Bahnhof
ration mit Niedersachsen ist da unumgänglich.
Umstritten ist derzeit noch die Aufteilung des Gebietes der Bundesbahndirektion Hannover. Schatte kündigte eine „sinnstiftende Trennung“ durch Niedersachsen an. Bremen falle dann als Knotenpunkt in den Bereich Weser-Ems. Töpfer kündigte bereits an, daß künftig auch noch der Bereich Cuxhaven zum Gebiet Weser-Ems fallen soll, der derzeit noch über die Bundesbahndirektion Hamburg bedient wird. Auch Rothenburg soll in Bremer Hand bleiben, die Kommunalpolitiker dort wollen aber lieber Hamburg zugeschlagen werden.
Streng marktwirtschaftliche
Kriterien kündigte Schatte für den Einsatz von Zügen und Bussen im Nahverkehr an, wobei Nahverkehr praktisch alle Strecken umfaßt, für die man nicht länger als eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist.
„Eine Gebietskörperschaft muß sich dann künftig überlegen, ob sie auf einer Strecke nach 20 Uhr einen Zug mit drei Silberlingen oder lieber einen Bus einsetzt“, meint Schatte. Kriterium: Die Kosten-Nutzen-Relation. Nur so könne man schließlcih verhindern, daß die Bahn „nach 20 Uhr im Personenverkehr nur heiße Luft befördert.“ mad
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