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In diesem Jahr sind 300 Kilometer Schienen fertig

■ Die Bahn spart jetzt an den „Projekten Deutsche Einheit“ / Geld ist alle

Berlin (taz) – Zwischen den neuen und den alten Bundesländern werden bis Ende dieses Jahres rund 300 Kilometer Eisenbahnstrecke fertiggestellt. Damit sind dann etwa ein Achtel der rund 2.000 Streckenkilometer der wichtigsten Ost-West-Achsen verwirklicht, die im Rahmen der „Verkehrsprojekte Deutsche Einheit“ geplant sind. Die bisherigen Investitionen beliefen sich auf rund zwei Milliarden Mark, teilte Siegfried Mängel, Geschäftsführer der Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Einheit mbH (PBDE) gestern in Berlin mit. Die Planungsgesellschaft ist eine Tochtergesellschaft von Bundes- und Reichsbahn.

Allerdings geht es bei dem Zusammenwachsen von Ost- und Westdeutschland nicht so voran wie ursprünglich vorgesehen. Der neue Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) hat zwar bereits bekräftigt, daß den insgesamt neun Schienenverbindungen „oberste Priorität“ eingeräumt werde, doch auf Grund leerer Kassen spart die Bundesbahn erstmals an den „Verkehrsprojekten Deutsche Einheit“. Die „Amerikalinie“ Berlin–Bremen soll teilweise nur noch eingleisig gebaut werden. Weil vorerst auch auf eine Elektrifizierung verzichtet werden soll, ist nur der Verkehr mit Dieselloks möglich. Das trifft laut Michael Baufeld, Pressesprecher der Planungsgesellschaft, auch einen Abschnitt zwischen dem mecklenburgischen Stralsund und dem schleswig-holsteinischen Lübeck.

Besonders an den Sparplänen bei der „Amerikalinie“, auf der Züge streckenweise bis zu 200 Kilometer fahren sollten, gibt es aus den betroffenen Bundesländern Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt Kritik. Wenn die Sparpläne Wirklichkeit würden, befürchtete in der vergangenen Woche Klaus-Jürgen Hedrich, Sprecher der Landesgruppe Niedersachsen der CDU/CSU, „heißt dies die totale Abkoppelung großer Bevölkerungsteile“. Bremens Wirtschaftssenator Claus Jäger droht gar, Bremens Stimme für die Privatisierung der Deutschen Bahnen von einem Ausbau der „Amerikalinie“ abhängig zu machen. Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, kündigte an, „wenn die Regierung nicht zu ihrem Wort steht, wird es in Bonn Theater geben“. Die Berliner Grünen schlagen vor, daß das fehlende Geld bei den Planungen in der Hauptstadt gespart werden solle. Würde statt eines zentralen unterirdischen Umsteigebahnhofs ein dezentrales Konzept verwirklicht, könnten Milliarden Mark gespart werden. Auch würde der Umzug der Bundesregierung beschleunigt werden, weil auf einen Eisenbahntunnel verzichtet werden könnte, der das Viertel unterqueren soll. Dirk Wildt

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