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Iß doch mal ein „A“!

■ So buchstabiert man Multimedia: Arleen Schloss zu Gast an der HfK

Am Wochenende hat Arleen Schloss irgendwo draußen auf dem Feld das Sensen geübt und vor Tagen einen Studenten dazu gebracht, ein Puzzle mit Weltkarte zu essen. Das ist so richtig nach dem Geschmack der Filmklasse an der Hochschule für Künste. Für ihr Projekt zum „Sensenmann“ von Science-Fiction-Autor Ray Bradbury haben die Studenten die New Yorker Video- und Performancekünstlerin Arleen Schloss nun bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr nach Bremen eingeladen.

Arleen Schloss mag die Stadt. Und sie mag die zwölf StudentInnen der Filmklasse von Gerd

Alphabet-Art by Arleen SchlossF.: A.S.

Dahlmann. Weil sie mit diesen so herrlich experimentieren kann. „Genauso arbeite ich. Visuelle Kunst als Performance-Kunst ist mein Metier. Ich vermische und kombiniere die unterschiedlichsten Kunstformen.“ Malerei, Klang, Performance, Laserprojektion, Computergrafik — und Video und Film als Medien, mit welchen sie all dies in Szene setzt. Provokativ, impulsiv, aufsehenerregend.

Arleen Schloss hat Ende der sechziger Jahre Malerei studiert. Und sich dann weniger für die fertigen Bilder als für ihr Entstehen interessiert. Sie stapfte in ihre Farbtöpfe und malte mit den Füßen. Das Malen geriet zum Happening, und Arleen Schloss erweiterte es mit Worten, mit Sprache. Die Künstlerin begann, Alphabete zu sammeln, mit Buchstaben zu experimentieren. An New Yorker Schulen entwickelte sie mit Kindern soundtexts: Konkrete Poesie und Lautgedichte. Schwer erziehbare Kiddies vertilgten bunte Nudel- und Kellogs-ABCs.

hierhin die Großbuchstaben

Arleen Schloss reizte vor allem das A. Der Buchstabe A als Symbol für den Beginn des Universums. Oder als Spiegelskulptur, zum Beispiel. Oder wiederum als sich langsam veränderndes Bild, auf 150 Kopien von der Kopie von der Kopie. Arleen Schloss machte eine Art Daumenkino daraus, entdeckte Bewegungsprozesse — und die lieferten schließlich den Impuls für ihre ersten Super-8-Filme. Die sie heute mit 16mm-Film kombiniert — ihre künstlerische Spezialität.

„In meinem Haus in Manhattan tummelten sich oft über hundert Leute“, erzählt sie. „Wir kontakteten Bands, richteten einen sculpture garden ein, veranstalteten art galeries und shows. Das war richtig gute experimentelle Avantgarde- Arbeit. Künstlern wie Andy Warhol gefiel es, daß wir sie da mit einbauten.“ Arleen Schloss selbst trat mit Soloperformances auf, kam nach Europa. 1986 inszenierte sie auf der Ars Electronica, dem Festival für Kunst und Neue Medien in Linz eine Media-Opera von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

Ihr jüngstes Video dokumentiert eine öffentliche Kunstaktion am New Yorker Tompkins Square Garden mit über 200 TeilnehmerInnen: „Darauf zeige ich, wie Kunst arbeitet und wie die Leute reagieren.“ In diesem Sinne soll auch der „Sensenmann“ mit den Bremer FilmstudentInnen entstehen. Phantasievoll und science-fiction-mäßig, mit den neuesten Technologien arbeitend und gleichzeitig hautnah erlebt. Verfremdet natürlich. Gesenst wird auf dem Feld, ganz real und handfest; der geplante Flugzeugcrash aber ensteht als Simulation, am Computer.

„Ich selbst bringe da nur ab und zu meine Gedanken ein, wie die Frage, welches Geräusch ein schwarzes Loch erzeugt“, sagt Arleen Schloss. „Die Gruppe ist kreativ und vielseitig, und international. Da sind Leute aus China, Afrika, Türkei und Brasilien. Bremen scheint mir eine richtig offene Stadt zu sein. Von der Größe her eher ein Dorf, aber trotzdem passiert hier etwas. Ich bin angenehm überrascht.“ Silvia Plahl

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