: UN vor den Toren Sarajevos
■ Konferenzsprecher in Genf warnt vor voreiligen Erfolgsmeldungen / Detailfragen entscheidend
Berlin (AFP/taz) – John Mills, der Sprecher der internationalen Vermittler im Bosnien-Konflikt, hat gestern vor voreiligen Erfolgsmeldungen gewarnt. Trotz der bei den Genfer Verhandlungen erzielten Fortschritte stecke „der Teufel im Detail“. Die am Montag unter Leitung von David Owen und Thorvald Stoltenberg erzielte Vereinbarung, die bosnische Hauptstadt unter UN-Kontrolle zu stellen, erlange ihren Wert erst nach der Zustimmung aller beteiligten Parteien. So konnte der Ausschuß für die Aufteilung der Bezirke Sarajevos bislang nicht zu einem Ergebnis kommen. Fraglich ist außerdem nach wie vor die Zukunft der muslimisch kontrollierten UN-Schutzzonen Ostbosniens.
Über deren Status verhandelten bis zum Redaktionsschluß der bosnische Präsident Alija Izetbegović und der selbsternannte „Präsident“ der bosnischen Serben, Radovan Karadžić. Laut Mills verlief das Gespräch zwar „in guter Atmosphäre“, Sprecher der beiden Kriegsparteien sagten jedoch, es seien keine Erfolge erzielt worden. Konkret geht es um die Städte Goražde, Srebrenica und Žepa, die von serbisch kontrollierten Gebieten umgeben sind.
Während in Genf der Eindruck vermittelt wurde, der Krieg in Bosnien stehe kurz vor einem Ende, gingen die Kämpfe zwischen bosnischer Armee und kroatischen Milizen in Zentralbosnien weiter. Die Gefechte konzentrierten sich auf die Städte Gornji Vakuf und Vitez. Auch in Mostar wurde nach kroatischen Angaben weiter gekämpft.
Der serbische Rückzug von den Igman- Bergen im Südwesten Sarajevos wurde in der Nacht zum Dienstag abgeschlossen. Der Sprecher der UNPROFOR in Sarajevo, Frewer, erklärte, ein französisches UN-Bataillon habe den Abzug der letzten 200 serbischen Soldaten bestätigt. Ein Nato-Vertreter erklärte derweil in Brüssel, die Situation in Sarajevo habe sich nicht grundlegend verändert. Daher blieben Warnungen mit Luftangriffen gegen die serbischen Stellungen um die bosnische Hauptstadt weiterhin bestehen. Tagesthema Seite 3, Seite 8
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