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Blumenschiffe für Hammerbrook

■ Forum „Frau und Stadt“ will weibliche Wahrnehmung umsetzen

„Wäre eine Stadt der Frauen eine andere Stadt?“, lautete gestern in den Deichtorhallen die Frage. Stadtentwicklungs- und Frauensenatorin Traute Müller hatte im Rahmen des „Hamburger Stadtentwicklungsforums“ zum Wortwechsel „Frau und Stadt“ eingeladen. Stadtplanerinnen und Architektinnen aus aller Welt plauderten aus dem Baukästchen, und die Hamburger Stadtplanerin Elke Pahl-Weber stellte ein Gutachten über weiblich-bauliche Visionen für Hamburg vor.

Die Schlagworte der Debatte lauteten „Mischstrukturen“ und „Sicherheit“. Trotz aller Unterschiedlichkeiten zwischen den Lebenssituationen gibt es laut Elke Pahl-Weber unter den befragten Frauen Einigkeit darüber, daß die räumliche Trennung zwischen Wohnen, Arbeit, Einkaufen und Freizeit zugunsten einer gemischten Stadtstruktur aufgegeben werden müsse. Dreh- und Angelpunkt seien die Bedürfnisse von Müttern, denn bei der herrschenden Rollenverteilung gelte es, deren Mühsale durch kurze Wege zu erleichtern.

„Den Frauen verhaßt“, so Pahl-Weber, „sind Verkehrsflächen“, wo vorwiegend männlich gesteuerte Autos Gefahr verströmen; als „weibliche Wohlfühlorte“ gelten öffentliche Freiflächen, grüne wie nicht-grüne. Die Stadtgestaltung müsse Sicherheit geben, Tunnel müßten weg, Nachttaxis her. Und Blumen. Landschaftsplanerin Christiane Haberkorn forderte emanzipativ Blumenschiffe für Hammerbrooks Kanäle.

Ob Traute Müller denn in ihrer Behörde nun weiblich planen wolle? „Ja und nein“, so die Senatorin charmant, „die bestehenden Pläne für Allermöhe und Neugraben-Fischbek können leider nicht mehr korrigiert werden.“ Aber ungeheuer spannend seien die „kleinen Erkenntnisse“ in der weiblichen Baudebatte. Sie fände etwa Rollschuhbahnen für Mädchen mindestens so wichtig wie Skateboardbahnen für Jungen. Einig war frau sich zum Schluß, daß eine „Stadt der Frauen natürlich eine Stadt für alle“ sei.

Ulrike Winkelmann

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