: „Geschenk für einen Spekulanten“
■ Anwohner und GAL-Altona gegen Hertie-Quarree-Kompromiß
Heftige Kritik am Kompromiß zwischen Senat und Investor Büll + Liedtke über den Bau des Hertie-Quarrees auf dem Gelände des jüdischen Friedhofs in Ottensen. Die AnwohnerInneninitiative forderte gestern die Bürgerschaftsfraktionen auf, den Senatsantrag morgen in einer Sondersitzung des Parlaments abzulehnen. Die vorgesehene Entschädigungssumme von 16,5 Millionen Mark sei ein ungerechtfertigtes Geschenk an einen Bauspekulanten.
Der vom Chef der Senatskanzlei ausgehandelte Kompromiß sieht vor, daß das Hertie-Einkaufszentrum nach neuen Bauplänen gebaut wird, die von den orthodoxen Juden der Athra Kadisha akzeptiert worden waren. Sie sehen den Verzicht auf eine Tiefgarage und auf 39 von ursprünglich geplanten 80 Wohnungen in dem Komplex vor. Wegen der Verzögerung durch die Proteste und der zusätzlich anfallenden Kosten will der Senat Büll + Liedtke 16,5 Millionen Mark erlassen, die das Unternehmen für den Erwerb anderer Grundstücke und fälliger Gebühren hätte zahlen müssen.
Zu unrecht, wie die AnwohnerInneninitiative in einer Pressemitteilung behauptet. Die Verzögerung des Baubeginns sei im wesentlichen durch die Schwierigkeiten bei der Asbestentsorgung im alten Hertie-Kaufhaus und durch die Unterbrechung der Bauarbeiten während der Verhandlung über die Entschädigungssumme entstanden. Skrupellos habe Büll + Liedtke damit gedroht, doch nach den alten Plänen zu bauen, und den Senat wegen der dann zu erwartenden neuen Proteste unter Druck gesetzt.
Kritik übt auch die GAL Altona. Mit der Einigung, so der Bezirksabgeordnete Wolfgang Ziegert, werde die Beziehung zwischen Senat und Büll + Liedtke „geschmiert“. Die GAL-Bürgerschaftsfraktion, durchaus nicht in Übereinstimmung mit der grünen Bezirksfiliale, will morgen einen eigenen Antrag ins Parlament einbringen. Tenor: Zustimmung zur Entschädigung, Ablehnung der neuen Baupläne. uex
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen