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Sehr geehrter Herr Pfarrer,

wie ich im Fernsehen (Spiegel TV/Sat 1) betrachten durfte, greift der ökumenische Gedanke immer weiter um sich: ein gemeinsames Trainingscamp für katholische und evangelische Militärgeistliche zur Einstimmung auf die Truppenbetreuung unseres neuen Afrika- Corps. Ich war gerührt. Dann die Ankunft der heiligen Männer in Somalia: erhebend! Schließlich konnten wir den evangelischen Gottesmann Matz dabei beobachten, wie er sich auf einem gepanzerten Spähwagen durch Mogadischu kutschieren ließ, um einen Blick auf die Neger zu werfen: hochinteressant. Tiefe christliche Gedanken flogen den Herrn Matz in diesen Augenblicken an, und er plapperte sie auch gleich ins Mikrofon: „Hier kann man sehen, daß die christlichen Länder es viel weiter gebracht haben, als die, äh, anderen...“ So kann man fünf Jahrhunderte der Ausplünderung eines Teils der Welt durch den anderen wohl nur dann zusammenfassen, wenn man durch tägliches Gebet und stille Einkehr die höchste und gottgefälligste Stufe des Zynismus erreicht hat. Das ist Nächstenliebe in Vollendung, so sehen wir den Popen gern!

Nebenher war in der Fernsehsendung zu hören, daß die Kirchen – wiederum ganz ökumenisch – erwägen, ihre Diener in der Wüste mit „Handfeuerwaffen“ auszustatten, „damit sie sich gegen Überfälle durch eingeborene Banditen wehren können“. Eine gute, eine fürsorgliche Idee!

Zahlen Sie meinetwegen Ehrwürden Matz und seinen heiligen Kollegen eine Sonderzulage, weil sie im primitiven Negerland leben müssen, statten Sie sie mit Flammenwerfern aus und mit schußfesten Talaren, bauen Sie Gottesbunker aus Beton an allen strategisch wichtigen Plätzen, nur verwenden Sie dazu – zum Teufel noch mal! – nicht meine Kirchensteuern! Und darum – Helm ab zum Gebet! – trete ich aus Ihrem wehrtüchtigen Traditionsverein aus. Adieu und Gott befohlen! Ulrich Kiesow, Düsseldorf

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