: Nette Fahrt in kleinen Straßen
Berlins Fahrradverkehrsnetz (2): Velo-Routen sind auch ohne Radwege attraktiv / Schilder weisen den Weg über kleine, verkehrsarme Straßen ■ Von Christian Arns
Wie komme ich vom Schloßparktheater in Steglitz zum Breitenbachplatz in Wilmersdorf? Überhaupt kein Problem, denken sich Berlin-Kenner, nur die Schloßstraße hoch, links in die Schildhornstraße und der folgen bis zum Ziel. Diese Lösung ist zwar richtig, für Fahrradfahrer aber mehr als unerfreulich. Durch Wrangel-, Rothenburg- und Zimmermannstraße zu fahren, um sich dem Platz über die Forststraße zu nähern, ist wesentlich attraktiver und streßfreier. Denn in den kleinen Straßen ist erheblich weniger Verkehr, die Autos fahren langsamer. Zudem stehen mehr Bäume an den Straßenrändern; beides sorgt für spürbar bessere Luft.
„Wenn ich hier mit Gästen langfahre, sind die immer völlig begeistert, wie grün Berlin ist“, preist Axel von Blomberg, Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), die Vorzüge der Nebenstrecken an: „Da können wir uns sogar unterhalten.“ Ruhe und gute Luft in kleinen Straßen sollen nach Meinung von ADFC und Grünen Radlern aber nicht nur Ortskundige und deren Gäste erfreuen. Die Fahrradverbände fordern seit langem, diese kleinen Sträßchen in ein Netz einzubinden, das auf Radler zugeschnitten ist. Kurze Strecken, wie die beschriebene zum Breitscheidplatz, oder lange Touren, etwa vom Studentenwohnheim am Hauptbahnhof in Mitte zur Freien Uni in Dahlem, sollten gleichermaßen fahrradfreundlich geplant und ausgeschildert werden. Velo-Routen heißen diese Strecken von Ausgangspunkt A zu Zielpunkt B, bei denen sich die Radler nicht wie Autofahrer an den Hauptstraßen orientieren müssen.
„Velo-Routen stellen besonders attraktive Hauptverbindungen des Radverkehrsnetzes dar“, erklärt ADFC-Mitarbeiter Wolfram Däumel die Idee im Sonderheft von RadZeit und Grünstift zum zehnjährigen Bestehen des Berliner Landesverbandes. Nicht der einzelne Fahrradweg ist demnach eine Velo-Route; erst seine Einbindung in eine Streckenführung macht ihn dazu. Daher können zu einer Velo-Route eben auch kleine Straßen gehören, in denen es keinen Radweg gibt.
Vier solcher Routen hat der Senat in nunmehr sechsjährigen Bemühungen installiert, die im Plan „Fahrradverkehrsnetz“ grün eingezeichnet sind. Allerdings ist Beschilderung notwendig; in Berlin sind die ersten Strecken des Radnetzes an weißen Schildern mit einem grünen Fahrrad zu erkennen. Mit Pfeilen wird die weitere Streckenführung erläutert, das Ziel wird ebenfalls genannt. Dabei werden allerdings uneinheitlich mal die nächsten Punkte, mal weit entfernt liegende Plätze angekündigt. Vorbildlich findet Blomberg die Beschilderung am Olivaer Platz in Wilmersdorf: Dort werden auch gleich U- und S-Bahn-Stationen als Ziele genannt, „hier ergänzen sich die umweltfreundlichen Verkehrsmittel“.
Nächste Folge: Das Verkehrsnetz für Radler ist mehr als löchrig.
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