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Panzergranate traf tschechische Ortschaft

Prag (taz) – „Zuerst gab es einen schrecklichen Knall“, sagt die alte Frau, „eine riesige Rauchwolke stieg in die Luft.“ Ihr 48jähriger Sohn Jaroslav Bergmann taumelte aus dem Haus. „Ich fühle mich schlecht“, stammelte er, dann sackte er zu Boden. Das Haus der Bergmanns in dem böhmischen Ort Korunni-Straz nad Ohri wurde am Montag von einer Panzergranate getroffen. Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Prag gegenüber der Zeitung Mlada Fronta dnes zunächst erklärte, haben tschechische Soldaten bei einer Übung fünfmal auf die Ortschaft geböllert. Ein zuständiger Unteroffizier bezeichnete das Manöver als „unglücklichen Zufall“, die Soldaten hätten bislang immer „ausgezeichnet geschossen“. Bei dem Unfall wurden drei Zimmer des Hauses und das Dachgeschoß völlig demoliert. Jaroslav Bergmann brach sich nach Aussage eines Arztes Schulterblätter und Rippen. Neben tiefen Schnittwunden erlitt er einen schweren Schock. „Er wird mehrere Wochen im Krankenhaus bleiben müssen“, sagte der Arzt. Verteidigungsminister Antonin Baudys erklärte, es habe sich „nicht um schlecht gezielte Schüsse, sondern um Munitionsfehler“ gehandelt. Die fünf Granaten seien von einem Steinwall abgeprallt und sieben Kilometer weit geflogen. „Die Sache wird personelle Konsequenzen haben“, sagte Baudys. Auf dem Übungsplatz sei des öfteren Munition verwandt worden, die nicht dem Profil der Landschaft entspricht.

Vorläufig wurden sämtliche Militärübungen in der Tschechischen Republik verboten. Tomas Niederberghaus

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