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Demonstranten stoppen UN-Konvoi

■ US-Flugzeuge werfen Lebensmittel über Mostar ab / Militärische Lage um die Hauptstadt der Herzegowina unklar / Bosnische Kroaten ordnen Rückzug der Kroaten aus bosnischen Gremien an

Medjugorje (AP/dpa) – Der UN-Konvoi nach Mostar ist am Mittwoch kurz nach seinem Start von DemonstrantInnen gestoppt worden. Frauen und Kinder stellten sich den 27 Lastwagen, die von sieben Panzern begleitet wurden, in den Weg. Die DemonstrantInnen erklärten, vor den Kämpfen in Mittelbosnien geflohen zu sein und forderten die Evakuierung Verwundeter aus einem von der bosnischen Armee eingeschlossenen Dorf bei Travnik. In der Nacht zuvor hatte die US-Luftwaffe erstmals Lebensmittel für die eingeschlossenen Muslime abgeworfen.

Unterschiedliche Darstellungen gab es zur militärischen Entwicklung in Mostar. UN-Angaben zufolge eroberte die bosnische Armee den Salakovac-Damm an der Neretva oberhalb von Mostar und öffneten die Fluttore. Die Wasserwelle sei aber nicht groß genug gewesen, um in der Stadt ernsthafte Schäden anzurichten. Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug meldete dagegen, kroatische Truppen hätten den Kraftwerksdamm erobert.

Der Weltsicherheitsrat hat am Dienstag eine Resolution verabschiedet, in der die Prinzipien für eine Bosnien-Lösung aufgelistet werden. Der einstimmig beschlossene Text bleibt hinter früheren Entschließungen des Gremiums zurück, in denen die Rechte der Muslime kompromißloser vertreten worden waren. Die Lösung müsse in Übereinstimmung mit der UN-Charta stehen. Dazu gehörten die Souveränität, territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit der Republik Bosnien-Herzegowina. Abgelehnt wurde ein Resolutionsentwurf der blockfreien Staaten, die eine Auflösung Bosniens als unakzeptabel festschreiben wollten.

Die politische Führung der bosnischen Kroaten hat am Dienstag abend die „Kroatische Republik Herceg-Bosna“ offiziell proklamiert. Gleichzeitig wurde der sofortige Abzug aller kroatischen Vertreter aus den Organen der „ehemaligen Republik Bosnien- Herzegowina“ angeordnet. Der Ausschuß der maßgebenden Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft kündigte zudem die Bildung eines eigenen Parlaments an, das aus den Abgeordneten des bosnischen Parlaments zusammengesetzt werden soll.

Vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag stehen sich erneut Vertreter Bosniens und Serbiens gegenüber. Bosnien hat das Gericht ersucht, die Annexion von Teilen seines Staatsgebietes durch Serbien für null und nichtig zu erklären. Außerdem sollen die Richter das UNO-Waffenembargo gegen die Regierung in Sarajevo aufheben. Belgrad hat dagegen Maßnahmen zum Schutz der bosnischen Serben beantragt.

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