: Viele, viele Korbwerfer
■ Basketball prosperiert, nicht nur als Folge der Europameisterschaft
Der Basketballsport in Hamburg expandiert. Für Insider, wie Dieter Stappack, Geschäftsführer des Hamburger Basketballverbandes, ist diese Erkenntnis nichts Neues. Er sieht den anbahnenden Boom in einem starken Zusammenhang mit den Olympischen Spielen im Vorjahr; also mit den Auftritten des „Dream Teams“, der Nationalmannschaft der Vereinigten Staaten, die offensichtlich Einfluß auf die sportliche Gesinnungsfrage von vielen hanseatischen Jugendlichen ausgeübt haben.
„Hamburgs Vereine“, äußert sich Stappack,“ konnten innerhalb des letzten Jahres einen Mitgliederzuwachs von 5300 auf 6700 verbuchen“. Eine beachtliche Steigerung für eine Randsportart amerikanischer Provinienz, die indes weniger verwunderlich erscheint, wenn man den immensen multinationalen Werbeeinsatz von Sportbekleidungsgiganten, wie Reebok, Nike und so weiter sieht.
Unlängst etwa wurde Hamburg von einem Werbe-und Sportspektakel der fränkischen Turnschuhschmiede Adidas heimgesucht. Adidas, ehedem marktführend im Bereich der Sportbekleidung, versuchte durch sogenanntes „Streetball“ Terrain zurückzugewinnen, das in den Vorjahren durch allzu hausbackende Modellpolitik verlustig ging.
Drei gegen Drei, auf einen Korb, die Ghettovariante des Korbwerfsportes sollte den heimischen Kids diese Art von Körperertüchtigung nahebringen.
Die Ingredenzien scheinen zu stimmen, die Saat konnte gelegt werden. Die durch popkulturelle Strömungen wie Hip-Hop bedingte Anfälligkeit für die Kultur amerikanischer Ghettos bei den europäischen Teenagern konnte ausgenutzt und durch die Marketingstrategie bekannter Sportmultis – denen es mittels fähiger Werbefachleute gelungen ist, sich den Geist der Zeit untertan zu machen – potenziert werden.
Bei den Firmen kann von Idealismus keine Rede sein, doch diese Tatsache stellt auch keinen Kritikpunkt dar. Das sieht zumindest Klaus Harders, Szenekenner und Basketballtrainer des Schenefelder Vereins Blau-Weiß so, wenn er sagt: „Der Sport kann ohne Spnsoring nicht existieren.“ Letztlich sei es wichtig, ein Gleichgewicht von Sport und Sponsor zu schaffen, so daß beide Parteien quasi eine symbiotische Existenz eingingen, die auf allen Seiten für Zufriedenheit und Expansion sorgt.
Kritiker des Sport-Sponsoring-Komplexes haben folglich nicht immer recht, wenn sie behaupten, Kapital und Ideal würden ausschließlich gegeneinander wirken, denn im günstigsten Falle wäscht hier eine Hand die andere.
Ob „Streetball“ nun ein weiterer Beweggrund für Jugendliche war, dem besagten Sport nun auch durch Vereinsbeitritt zu fröhnen, oder ob das Geschehen auf dem Heiligengeistfeld nur eine Predigt zu den ohnehin schon Bekehrten war, vermag auch Herr Stappack nicht zu sagen, da man hinsichtlich dieser Frage noch über kein statistisches Material verfüge. Einen Boom, aus welcher Motivation auch immer, kann man jedoch nicht leugnen.
Jan-Christoph Wolter
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