: Friede, Freude, 3 : 2
■ Bremer und Lauterer Fans feiern gemeinsam den Sieg des SV Werder auf dem Betzenberg
Friede, Freude, 3:2
Bremer und Lauterer Fans feiern gemeinsam den Sieg des SV Werder auf dem Betzenberg
Die Spiele zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem SV Werder Bremen sind stets ein Fest für die Fans in Rot und Grün. Sie feiern miteinander Pokalsiege und Meisterschaften, neiden dem Freund keinen Sieg, und in Bremer Autos türmen sich rote Plüschteufel zuhauf. Auch zwischen den beiden Trainern Otto Rehagel und Friedel Rausch schien es nach dem 3:2-Sieg von Werder auf dem Betzenberg nur Gemeinsames und Erfreuliches zu geben.
„Es ist immer eine Freude, auf dem Betzenberg zu gewinnen“, freute sich Rehagel, der vor 28 Jahren als Spieler des 1. FCK eine 2:3-Niederlage gegen Werder hinnehmen mußte. Auch damals waren die Bremer Deutscher Meister. Friedel Rausch, zu Bundesliga-Urzeiten für Schalke 04 aktiv, war es „fast schon peinlich, wenn mir schon wieder nach einer Niederlage für eine gute Leistung gratuliert wird“.
Tatsächlich hätte der SV Werder zum Zeitpunkt seiner Führung durch Uli Borowka (!) 0:2 hinten liegen können. Stefan Kuntz scheiterte in der Anfangsminute am Pfosten. Oliver Reck hatte in der 36. Minute seinen periodisch wiederkehrenden Blackout, als er nach einem Rückpaß Stefan Kuntz austricksen wollte und ihn dabei derb zu Boden stieß. Den Elfmeter schoß Wolfgang Funkel an den Pfosten.
Die Bremer rappelten sich nach dem grottenschlechten Spiel gegen Zweitliga-Schlußlicht Stuttgarter Kickers zu einer alle Mannschaftsteile betreffenden Klasseleistung auf, während die Lauterer nach dem kräfteraubenden 6:2 beim VfB Stuttgart in einzelnen Situationen verboten leichtsinnig agierten. Dabei besaßen sie in Ciriaco Sforza den überragenden, genialsten Spieler auf dem Platz. Doch seine Ideen wurden zu selten begriffen, es mangelte an der Umsetzung.
In der 2. Halbzeit tauchte Sforza unter, es kam die große Zeit des Andreas Herzog. Zunächst streckte der Österreicher Sforza mit einem Schlag gegen die Schläfe nieder, dann gelang ihm nur vier Minuten nach Erikssons Ausgleichstor das 2:1 für Werder, als Ehrmann gegen Rufer nur abklatschen konnte und Herzog überlegt einschob. Das 1:3 — wieder kein Stürmertor — durch Thomas Wolter entsprang einem Lapsus von Gerry Ehrmann. Der Lauterer Keeper trat in den Boden und traf den Ball nicht voll. Fast hätte auch Wynton Rufer noch sein Tor gemacht.
In der Bremer Mannschaft, auf allen Postitionen hervorragend besetzt, ragte Libero Mirko Votava heraus, der seine Abwehr bei dem permanenten Druck der Lauterer geschickt dirigierte. Morgen abend gegen den erstaunlich gut mithaltenden Wieder-Aufsteiger MSV Duisburg gibt es in Bremen ein Wiedersehen mit Torhüter Jürgen Rollmann und ein erneutes Fernduell mit den punktgleichen Frankfurtern und Leverkusenern. Vorläufig kann sich Otto Rehagel damit brüsten, bei den beiden derzeit spielstärksten Mannschaften der Bundesliga 3:1-Punkte ergattert zu haben. Nicht schlecht für die angestrebte Titelverteidigung! Günter Rohrbacher-List
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