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Eine Stadt, zwei Wohnungsmärkte

■ Bausenator Nagel: West-Ost-Umzugsbereitschaft ist gering

Drei Jahre nach der Vereinigung beider deutscher Staaten ist der Berliner Wohnungsmarkt noch immer tief gespalten. Die Bereitschaft, vom Westteil der Stadt in den Osten umzuziehen oder umgekehrt von Ost nach West, sei außerordentlich gering, erklärte gestern Bausenator Nagel (SPD).

Von den Umzugswilligen ziehen in Ostberlin nur neun Prozent, in Westberlin sogar nur sieben Prozent die andere Stadthälfte in Betracht, ergab eine vom Senat in Auftrag gegebene Studie über Wohnzufriedenheit und Wohnungswünsche sowie die Einkommens- und Mietentwicklung. Trotz Wohnungsnot sei kein einziger Haushalt in Westen bereit, in eine Ostberliner Plattenbausiedlung umzuziehen, so ein weiteres Ergebnis der Untersuchung, für die das Meinungsforschungsinstitut Emnid 3.000 repräsentativ ausgewählte Haushalte befragt hatte.

Auch der Drang ins Umland ist nur schwach ausgeprägt. Im Ostteil erwägen von den Umzugswilligen knapp elf Prozent, im Westteil rund sieben Prozent diesen Schritt.

Bei den Mieten ist nach Auffassung des Bausenators für weite Bevölkerungsgruppen die Belastungsgrenze erreicht. „Spielraum für weitere Mieterhöhungen in größerem Umfang ist weder in Ost- noch in Westberlin vorhanden.“ Nagel plädierte in diesem Zusammenhang für eine weitere Verlängerung des Wohngeld-Sondergesetzes für Ostdeutschland. Für Westberlin solle das Wohngeld erhöht werden, forderte der Senator.

Die Bruttokaltmiete hatte der Untersuchung zufolge Anfang 1993 in Ostberlin mit 6,42 Mark pro Quadratmeter 69 Prozent des Westniveaus (9,25 Mark pro Quadratmeter) erreicht. dpa

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