piwik no script img

Erregte Männer

■ Moslems stören sich an Nackfoto

Eine Gruppe von Männern, die sich selbst als radikale Moslems bezeichnen, hat in der Nacht zum Freitag das Kreuzberger „Eiszeit“- Kino bedroht. Nach Angaben einer Mitarbeiterin des Kinos hat sich der Vorfall folgendermaßen abgespielt: Telefonisch hatten die Männer verlangt, daß aus einem Schaukasten in der Oranienstraße sofort mehrere Fotos entfernt würden, sonst werde „etwas passieren“. Die Fotos machten Werbung für die Filmreihe „Fetischpark“ der Filmemacherin Marlon Shy. Ein Foto zeigte einen nackten Mann, der mit steifem Glied vor einem Fernsehgerät steht. Auf dem TV-Bildschirm ist die Filmemacherin selbst zu sehen. Die Mitarbeiterin nahm die Drohung ernst und fuhr in Begleitung der von ihr verständigten Polizei zu den Kästen, um die Bilder abzuhängen.

Um die Fotos herum, so sagt sie, habe eine Gruppe von wahrscheinlich türkischen Männern gestanden. Einer der Männer habe noch einmal wiederholt, daß sie als radikale Moslems die Ehre der islamischen Frauen schützen wollten. Diese werde durch die Bilder verletzt. Das Kino solle bloß aufpassen, daß nicht noch einmal derartige Fotos gezeigt würden.

„Eiszeit“-Mitarbeiter erklärten, daß sie niemanden mit ihrer Arbeit verletzen wollten. Daß aber Männer mit aggressivem Vorgehen die Ehre der Frauen verteidigen wollen, empfinde man als heuchlerisch und unerträglich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen