: Neue Fragen zu den Olympia-Finanzen
■ Blankovertrag zwischen IOC und künftiger Olympia-Stadt sieht unter anderem eigenes Münzprogramm für das IOC vor / Grüne: Hinterlegungssumme von einer Million Dollar für das IOC steht nicht im Haushalt
Das Geschäft mit dem olympischen Münzverkauf, mit 1,4 Milliarden Mark als Haupteinnahmequelle im offiziellen Finanzierungsgutachten für die Berliner Bewerbung angesetzt, muß sich das Land im Falle eines Zuschlags mit dem IOC teilen. Dies geht aus dem Blankovertrag („host city contract“) hervor, der am 23. September zwischen dem IOC und der Austragungsstadt für die Spiele im Jahr 2000 abgeschlossen wird und der nun der taz vorliegt. In dem 47seitigen Vertrag heißt es wörtlich: „Die Stadt und das NOK erkennen hiermit an, daß das IOC das Recht hat, sein(e) eigene(s) Münzprogramm(e) einzuführen, und bestätigen (...), daß solche Münzen in dem Territorium des NOK unter denselben Bedingungen und Bestimmungen verkauft werden können wie in anderen Ländern.“ Im offiziellen Finanzierungsgutachten vom Oktober 1992 wird mit Einnahmen von 3,5 Milliarden Mark und einem Gewinn von 190 Millionen Mark gerechnet. Der Ansatz von 1,4 Milliarden Gewinn aus dem Münzprogramm wurde in der Vergangenheit bereits als völlig überzogen kritisiert. Berlins Konkurrenzstädte Peking und Sydney rechnen nur mit einem Zehntel der Berliner Erlöse.
Im Vertrag heißt es weiter, daß der Austragungsort binnen zehn Tagen nach der Entscheidung eine Summe von einer Million Dollar beim IOC zu hinterlegen hat.
Die Pressestelle der Olympia GmbH erklärte gestern, das Münzprogramm des IOC stelle für das der Stadt keine Konkurrenz dar. Zur Begründung hieß es, daß die Berliner Münzen auch als Zahlungsmittel anerkannt sein werden und die Münzsammelleidenschaft der Deutschen höher sei als die der Konkurrenz. Zur Hinterlegungssumme hieß es, man gehe davon aus, daß die Hinterlegungssumme von 1 Million US-Dollar im Haushalt eingeplant sei. Daß dies nicht der Fall sei, erklärte dagegen die haushaltspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Michaele Schreyer, gegenüber der taz.
Die sportpolitische Sprecherin der Fraktion, Judith Demba, kritisierte den Vertrag gestern als „Unterwerfung der Berliner Interessen unter die des IOC“. Sämtliche Finanzgutachten der Stadt würden durch die „gesamtschuldnerische finanzielle Verantwortung“ des Austragungsorts ad absurdum geführt. Senatssprecher Butz warf Demba gestern „Unkenntnis und Unfähigkeit vor“. Zu den umstrittenen Passagen des Vertrags war allerdings von der Senatspressestelle keine Stellungnahme zu erhalten. Uwe Rada
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