■ Mit den Vouchern auf du und du: Zukunfts-Investition
Moskau (taz) – Der Voucher, jenes Stück Papier mit dem aufgedruckten Weißen Haus und der Zahl Zehntausend, soll allen RussInnen bei der Privatisierung einen gleichen Anteil am Volksvermögen ermöglichen. Anfänglich verkauften viele ihren Voucher aus Ratlosigkeit in irgendeiner Metro-Unterführung. Doch inzwischen erfreuen sich die Privatisierungsauktionen, auf denen die Voucher gegen Unternehmensaktien eingetauscht werden, zunehmender Beliebtheit.
Die KassiererInnen auf den Scheckauktionen führen mit jedem Kunden ein intensives Beratungsgespräch. Jeder Beschwerde gegen diese Personen geht eine Sonderkommission der „Vermögensstiftung“ innerhalb von 14 Tagen nach – um zu verhindern, daß sie von Unternehmen als Propagandisten gekauft werden.
An den Privatisierungsschaltern geben die KundInnen zunächst eine Option ab: Bei Optionen vom Typ A gibt der Antragsteller an, für wie viele Voucher er Aktien des genannten Unternehmens kaufen will. Bei Optionen vom Typ B kann er eine Einschränkung machen: Ich kaufe Aktien dieses Unternehmens nur, wenn ich für meinen Voucher eine Mindestanzahl von Aktien bekomme.
Natürlich ist die Anzahl der zum Verkauf stehenden Aktien je Betrieb verschieden. Zuerst werden alle Optionen vom Typ A befriedigt. Bleiben Aktien übrig, fallen sie den Antragstellern vom Typ B zu, und zwar um so wahrscheinlicher, je mehr sein Angebot den Verkaufswert der Aktie übersteigt. Und hier liegt der Hund begraben, denn offensichtlich geht man bei allen Aktionen von einem Wert der Voucher aus, der weit unter den ausgedruckten 10.000 Rubel liegt.
Mit den Aktien ist heute zwar kein Geld zu gewinnen, weil jede Geldwertsteigerung einer Aktie von der Inflation überholt wird. Falls aber die russische Wirtschaft insgesamt auf die Beine käme, ja dann ... So sehen die meisten BürgerInnen heute die Anlage als Investition in die Zukunft. Barbara Kerneck
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