■ Standbild: Gardinenpredigt
„Schwarz Rot Gold: Made in Germany“, Mi., 21 Uhr, ARD
Zunächst ein Rundflug über das schöne Hamburg, kombiniert mit häßlichen Schwarzweißbildern von Raketen und zerbombten Häusern. Dann wird es besser. Ein großer Fisch zappelt an der Angel. Die Firma BTU aus Bochum hat an eine Raketenfabrik in den Irak geliefert, und die Zollfahndung Hamburg soll sie dingfest machen. „David gegen Goliath“ stand in der Ankündigung.
Die Assistenten Davids klagen. Keine gescheite Personenfahndung könne man in Deutschland machen. Verkehrssünderkartei? „Da läufst du gegen die Wand!“ Der Verfassungsschutz? „Mottenscheißer!“ Wie toll wäre das in Holland oder Dänemark, wo die Fahnder überall fahnden dürfen. „Wir leben in einem beschissenen Land, wir Bullen.“ Zalu: „Das erzähl mal den Leuten vom Datenschutz, die sehen überall nur den gläsernen Menschen.“ Hat hier die Pressestelle des Innenministeriums dem Autor den Griffel gehalten?
Einige Geheimpapiere später und nach dem entscheidenden Tip vom CIA endlich Showdown. Unterstützt von Staatsanwalt Denes Törsz, der statt geistreichen Ansagen im NDR einmal einen Durchsuchungsbefehl vorlesen darf, stürmt die Mannschaft die Hauptverwaltung des Bösen. Der Showdown unter vier Augen zwischen dem amoralischen Geschäftsführer Dr. Funkel und dem heiligen Zalu kann beginnen.
Funkels Breitseite in dem Zwiegespräch zwischen Moralphilosophie und Skeptizismus: Wieviel reines Gewissen kann man sich als Unternehmer leisten? Es sei doch eine „moralische Froschperspektive“, wegen eines lächerlichen Außenhandelsgesetzes so ein dickes Geschäft abzulehnen. Zalu pariert, leicht uncool, mit dem Gesetz. Der Verstoß dagegen sei schließlich Thema und nicht das Leben in zwei unterschiedlichen „ethisch moralischen Regelkreisen“, die Dr. Funkel ausgemacht haben will. Zalu gewinnt wieder Form. Und die Gesetze könne er ja schließlich als Machtperson beeinflussen. Ja, wenn nicht er, wer dann? Funkel ist getroffen von so viel political correctness. Er japst: „Ja, da haben Sie recht.“
Statt zu triumphieren, lamentiert Sheriff Zalu. Er halte „die letzten Gardinenpredigten Deutschlands“. Warum soviel Larmoyanz, Zalu? Es hat doch auch ohne den großen Lauschangriff geklappt. Tom V. Zapkowski
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