■ IFA-Splitter: Smog und Seelentau
Die Gesundheit von Hunderttausenden von unschuldigen Elektronik-Enthusiasten steht auf dem Spiel. Wie der Autor dieser Zeilen jetzt im Selbstversuch verifizieren konnte, kann ein IFA-Besuch zu gravierenden Folgeschäden führen. Grund: der grassierende Elektrosmog! All die präsentierten Geräte und Apparate sondern ein im einzelnen zwar geringes, in der Summe jedoch kritisches Quantum an Strahlung ab. Folge: Eine gigantische Emissionswolke kontaminiert die Messehallen und bringt allseits Siechtum und Verderben.
Täglich pirouettieren Tausende von IFA-Opfern in stumpfäugigem Stupor durch den Hallen- Korso. Dabei macht der Elektromagnetismus auch vor dem stillsten Ort nicht halt: Auf einem der Messe-WCs fand sich ein Besucher mit Funktelefon. Während seine rechte Hand die Verbindung zu unsichtbaren C- und D-Netzen aufrecht erhielt, lenkte die linke den Urinstrahl in die Schüssel.
Wo wir gerade bei der Schüssel sind: Dort tut sich Erfreuliches. Eine finnische Firma lockt Individualisten und Kunstinteressierte mit handbemalten Strahlen-Schalen. Der Rosenthal-Teller fürs Dach, in limitierter Auflage und mit Zertifikat. Ob Feldblumen- Dekor oder Hundertwasser-Optik, sie leisten einen wertvollen Beitrag zur Verschönerung unserer Umwelt.
Ein weiteres Projekt zur Verbesserung der Lebensqualität soll hier gewürdigt werden. Es kommt von Herrn K. aus Bad Kissingen. Der bekannte Altruist und Menschenfreund betreibt seit längerem einen schwunghaften Handel mit selbstgefertigen Kompositionen: „Musik zum Streicheln – der neue Sound der Zärtlichkeit“. Dr. G. aus Oberviechtach hat K.s Kassetten bereits mehrfach im Operationssaal und bei der Geburtshilfe eingesetzt – stets mit bester Resonanz. Wie nun des Autors Selbstversuch überraschend ergab, zeitigt insbesondere Herrn K.s Komposition No. 5 „Seelentau“ auch bei Elektrosmog-Geschädigten lindernde Wirkung. Dazu abschließend Herr O. aus Kiel: „Ihre Musik hat es geschafft, daß ich nach sehr viel Leid weinen konnte. Ihnen gebührt mein tiefster Dank.“ Bis zur nächsten IFA.Martin Muser
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen